Edition – drei Briefgruppen
Soeben bin ich aus dem Theater,5011834 war in Zürich das Aktientheater in der ehemaligen Kirche des Barfüsserklosters an den Unteren Zäunen eröffnet worden, welches in der Neujahrsnacht 1890 abbrannte. Am 30. September 1891 wurde das neue "Stadttheater" (das heutige Opernhaus) eröffnet; Martin Hürlimann, Vom Stadttheater zum Opernhaus, 19, 34-39; Walter Baumann et al., Zürich zurückgeblättert, 181; vgl. auch das Kapitel zu Richard Wagner in: Regine Schindler, Johanna Spyri. Neue Entdeckungen und unbekannte Briefe.schliessen u. will mich noch hinsetzen um Dir schnell noch Deine l[ieben] Zeilen, die ich heut morgen empfing zu beantworten. Du wirst begreifen, daß ich mich zu so später Stunde der Kürze befleiße, besonders, da wir uns ja bald sehen werden.
Ich freue mich sehr Euch Alle wieder zu sehen u. dann dazu noch in's Kasino502Grosser Theater- und Konzertsaal im Hotel Bahnhof in Frauenfeld mit 500-700 Sitzplätzen, der bis in die 1950er Jahre in Betrieb war; Beat Gnädinger/Georg Spuhler, Frauenfeld, 267-270.schliessen zu gehen. Frau Sp[yri] will immer noch Skruppeln machen, ob es nicht angenehmer wäre für Dich wenn wir auch erst am Sonntag kämen mit den Herrn,503Möglicherweise handelt es sich um Hans Heinrich Dithmer (1856-1935), der von 1874 bis 1878 die Ingenieurschule am Polytechnikum in Zürich besuchte, Sohn von Guts- und Fabrikbesitzer Georg Friedrich Dithmer in Klostermosegaard bei Helsingör, und einen seiner Freunde oder dänischen Mitstudenten; Dossier Hans Heinrich Dithmer, ETH Zürich; Programme der eidgen. Polytechnischen Schule. - Johanna Spyri bezeichnet Hans Heinrich Dithmer, der übrigens wie sie am 12. Juni geboren wurde, in einem späteren Brief als ihren "Schützling" (s. EK16).schliessen es könnte ein Gestürm geben, wenn wir Samstag um 4 Uhr schon kämen. Ich suchte sie natürlich davon abzubringen, da ich ja weiss daß Du jedenfalls auch meiner Meinung bist; denn es ist doch viel angenehmer wenn wir noch einige Stündchen zum ruhigen Plaudern haben, nicht wahr?
[2] Die beiden Dänen504Möglicherweise handelt es sich um Hans Heinrich Dithmer (1856-1935), der von 1874 bis 1878 die Ingenieurschule am Polytechnikum in Zürich besuchte, Sohn von Guts- und Fabrikbesitzer Georg Friedrich Dithmer in Klostermosegaard bei Helsingör, und einen seiner Freunde oder dänischen Mitstudenten; Dossier Hans Heinrich Dithmer, ETH Zürich; Programme der eidgen. Polytechnischen Schule. - Johanna Spyri bezeichnet Hans Heinrich Dithmer, der übrigens wie sie am 12. Juni geboren wurde, in einem späteren Brief als ihren "Schützling" (s. EK16).schliessen waren gestern hier, u. sagten, sie wollen mit Vergnügen kommen. Heute hat ihnen Frau Sp[yri] geschrieben sie möchten bis Mittwoch noch einmal herkommen dann wird sie ihnen sagen wegen Deiner Einladung zum Mittagessen. Dann werde ich sogleich eine Karte schicken, ob sie kommen oder nicht. Ich bin gar nicht im Klaren was ich denn für Tanzschuhe haben soll, in meinen leinenen, die mir noch zu groß sind kann ich auf dem schlechten Boden nicht tanzen, soll [ich] bei Schubiger od. hier schwarze Zeugstiefel505Frauenstiefelchen aus Tuch; Idiotikon X, Sp. 1452.schliessen kaufen, ich bin dann den Sommer auch froh darüber? Sei doch so gut u. schreibe mir noch darüber. Den kl. Koffer werde ich mitbringen. Es wird jedenfalls herrlich wenn H[enriette]506Henriette Kappeler (1856-1916), älteste Schwester von Hedwig, heiratet am 10. April 1880 Theophil Studer, Professor für Zoologie in Bern; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen noch einige Tage hier zubringen kann. Du wirst mir also jedenfalls noch kurz schreiben, über obigen Punkt u. auch eine ausdrückliche Versicherung geben, daß es Dich nicht geniert wenn wir schon Samstag Nachmittag kommen. Ich bringe dann von meinen Sachen gar nichts als was ich anziehe, ich hoffe meine Schwestern507Henriette (1856-1916) und Ernestine Kappeler (1857-1897); vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen [3] werden mir noch aushelfen können. Von Hermine508Hermine Labhardt (geb. 1853), Hedwig Kappelers Cousine mütterlicherseits, Tochter von Philipp Gottlieb Labhardt und Natalie Labhardt-Wüest. Am 10. Juli 1878 Heirat mit Konrad Gottlieb Wilhelm Jänike; vgl. Stammbaum Wüest, Materialien. - Hermine ist zurzeit in Goldbach (vgl. HK19).schliessen weiß ich gar nichts, letzten Donnerstag gingen wir um des Schneegestöbers willen nicht zu ihr. Sie wird jedenfalls noch nicht nach Frauenfeld zurückkehren. Henriette soll dann nur ihre Sachen zusammenthun, daß sie schnell gepackt hat, damit wir noch gemütlich zusammen sein können.
Jetzt will ich aber schließen, die alterthümliche Uhr schlägt schon elf.
Empfange von Frau Sp[yri] u. namentlich von mir die herzlichsten Grüße sowie an die ganze Familie