Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer

13.1.–23.1.1797
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Vom 13 – bis 23.
Bäbe10
Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
nun einmal ganz allein bey uns .. das erste Mal in unserm Leben, u. das erste Mal seit unsrer Vereinigung:11
Zu Bäbe Gessner-Hess hatte Schweizer in der ersten Zeit seiner Bekanntschaft mit dem Dübendorfer Pfarrhaus ein eher gespanntes Verhältnis und betrachtete sie als eine städtische Weltchristin; das änderte sich 1791, als Bäbe vom 18. August bis 12. September mit ihrer Tochter Elisabeth und ihrem Schwager Jaque Gessner im Pfarrhaus Diepoldsau zu Besuch war; noch nie seien sie so lange zusammen gewesen; der Herr habe sie mit ihnen versöhnt, notiert Schweizer in einem Brief an Döde (Dorothea) Gessner, Tagebuch 1790-1796, Bg. 230f., Ms Z V 614; in der Folge setzte ein lebhafter Briefwechsel zwischen der Familie Gessner-Hess auf'm Graben und der Familie Schweizer-Gessner in Diepoldsau ein, der zunehmend auch religiöse Fragen (etwa die Diskussionen um Lavaters Verhältnis zu den Kopenhagener Christen) zum Inhalt hatte; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. IV, darin: "Annäherung an Bäbe Gessner-Hess".schliessen
wir konnten nun einmal von Mund zu Mund und von Herz zu Herz genug mit einander reden: u. es geschahe auch wirklich über alles, was uns einfiel: besonders hatten wir gestern Abend noch eine wichtige Unterredung mit einander von unsern und ihren Kindern:12
Die Geschichte der Diskussion zur Kindererziehung zwischen Diethelm Schweizer und Bäbe Gessner-Hess ist wechselhaft. In der frühen Zeit ist Schweizer heftiger Kritiker von Bäbes Erziehungsmethoden. So notiert er etwa am 6. Januar 1784, dass die Weltchristen, zu denen er Bäbe Gessner-Hess damals zählte, in ihrer Zerstreuung allen Verstand und alle Menschen- und Kinderkenntnis verloren zu haben scheinen. "Dem Kleinen, der ein schwaches Dummköpflein ist, verzeihen sie alles, dem grösseren, unserm Casparli nichts." Tagebuch vom 6.1.1784, Bg. 3,3. Als sich die beiden in den 1790er Jahren näher kamen, schickte Bäbe ihren ältesten Sohn Caspar Ende August 1793 zur Erziehung ins Pfarrhaus Diepoldsau und stimmte dem von Diethelm Schweizer aufgestellten Erziehungsplan zu; vgl. den Tagebucheintrag für das Jahr 1793. In späterer Zeit wird Bäbe Gessner-Hess zur Kritikerin der Erziehungsmethoden der Schweizers; vgl. Tagebuch vom 7.-22.7.1800 c.) und die beiden Briefe der Bäbe vom 23. u. 25.7.1800.schliessen
unser Hauptgedanke war: "es thäte den Kindern so wohl, wenn man sie bisweilen für eine geraume Zeit verpflanzen könnte." Auch redten wir noch von der Hauptursache der schreklichen Schwäche unsrer heütigen Christen, die fanden wir in ihrer Getrenntheit von einander, u. in ihrem Nichtsinn u. Nichtbedürfnis für Gemeinschaft.
In unsrer Feyrstunde13
Unter "Feyrstunde" versteht Schweizer ein ausserhalb der Kirche im kleinen Kreis der Frommen eingenommenes "Privatabendmahl", wie er sie seit Februar 1778 in steigender Intensität mit den Töchtern der Familie Gessner feiert; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Gemeinschaft in Christo".schliessen
war uns Christus feyrlich u. anbethungswürdig um seiner allwichtigen Vorgeschichte, Zeitgeschichte u. Ewigkeitsgeschichte willen.
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