Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer
15.1.1797
Nun ist sie begraben – die liebe junge Leiche meiner Niece:4Ps 89, v. 49:5Ps. 89,49 : "Wo lebt der Mann, der den Tod nicht sieht, der seine Seele vor dem Totenreich rettet?"schliessen u. redte von der Unausweichlichkeit unsers Todes und von unserm Unvermögen gegen denselben. Die ganze Gemeine war am Leichenbegängniß u. schien sehr gerührt. Mein Bruder6
Meine alte 81jährige Mutter,8
Unser Hauptgedanke in unsrer heütigen Feyrstund9
Regula Schweizer (1777-1797), Tochter von Schweizers Bruder Hans Jakob (1745-1811); Familienbuch der Familie Schweizer; Stammbaum Schweizer im Begleitbuch zur CD.schliessen
ich hielt ihr die Leichenpredigt über Hans Jakob Schweizer (1745-1811), verh. 1771 mit Susanna Erhardt von Winterthur, Schlosser, kauft 1800 Haus und Güter in Regensberg; Hauschronik, 28; Stammbaum Schweizer im Begleitbuch zur CD.schliessen
vermachte im Nammen seiner sel. Tochter an die hiessigen Armen fl. 50,7Abk. für Florin = Gulden. 50 Gulden entsprechen etwa dem Jahreseinkommen eines Knechts; Diethelm Schweizers durchschnittliches Bruttoeinkommen als Pfarrer von Hirzel lag etwa bei 500 Gulden jährlich; David Gugerli, Zwischen Pfrund und Predigt, 123f., 294ff.schliessen
wovon der Zins alle Jahre am 11 Jäner unter die würdigsten Armen vertheilt werden soll. Dies freüte uns alle aus der Maaßen. ––
Meine alte 81jährige Mutter,8
Anna Margaretha Schweizer, geb. Schulz (1716-1799), von Steinmaur, Tochter eines Hamburger Pietisten, der vor der Hamburger Orthodoxie in den Kanton Zürich geflohen ist. Mutter von Diethelm Schweizer und 14 anderen Kindern, verh. mit dem Stadtknecht Hans Ulrich Schweizer, führte noch 1793 einen Laden vor dem Hirschen in Zürich, vgl. FA Schweizer/Heusser A I 167; Hauschronik, 27f.schliessen
die nun 17 Tage bey uns gewesen, kehrte heüte auch wieder nach der Stadt zurük. Ihr Aufenthalt bey uns wäre ihr sehr angenehm gewesen, wenn er ihr nicht durch den Tod der l[ieben] Regel wäre getrübt worden: der gieng ihr sehr nahe: Dennoch ermunterte sie sich u. schiede recht vergnügt von uns. Wir mögen ihrs unaussprechlich gönen, daß es ihr zu gut worden, uns auch einmal in unserm eigenen Geding zusehen. Gott! dir danken dafür mit innig gerührten Herzen! ––
Unser Hauptgedanke in unsrer heütigen Feyrstund9
Unter "Feyrstunde" versteht Schweizer ein ausserhalb der Kirche im kleinen Kreis der Frommen eingenommenes "Privatabendmahl", wie er sie seit Februar 1778 in steigender Intensität mit den Töchtern der Familie Gessner feiert; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Gemeinschaft in Christo".schliessen
war – "Jesus Christus unser Einzigster, erster und lezter nöthigster u. Unentbehrlichster für uns in unserm Leben u. Sterben." "Sein hohes u. theüres Verdienst um uns gerade das, was wir als die Menschen, die wir sind, ammeisten bedurften." ––
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