Edition – drei Briefgruppen

Brief EK7 – 19.10.1876
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EK7 19.10.1876
Zürich 19. Oktober 1876
[An Hedwig Kappeler]

So recht von Herzen möchte ich allen nochmals meinen wärmsten Dank aussprechen für alle die reiche Liebe u. Freundlichkeit, die mir von allen Seiten zu Teil geworden ist.848Johanna Spyri hatte die Familie Kappeler während Hedwigs Herbstferien in Frauenfeld besucht.schliessen Es war schon ein Abstand, aus dem fröhlichen Kreise, in dem ich mich so gern bewegt hatte, hieher in das stille Haus zu kommen, wo ich Bernhard849Diethelm Bernhard Spyri (1855-1884), einziger Sohn von Johann Bernhard Spyri und Johanna Spyri-Heusser. Studium der Rechte in Zürich, Leipzig (1875/76) und Göttingen (1877/78), während kurzer Zeit Tätigkeit als Sekretär der kaufmännischen Gesellschaft Zürich. Studium und Arbeit werden immer wieder durch Krankheit und Kuraufenthalte unterbrochen. Bernhard stirbt knapp 29jährig an Tuberkulose.schliessen wirklich unwohl traf. Ich mußte ihm viel von der ganzen Familie erzählen u. hat ers nun auf die Bekanntschaft der Geschwister abgesehen u. findet es so kreuzfidel, daß da so viel junge Mädchen850Henriette (1856-1916), Ernestine (1857-1897) und Hedwig Kappeler (1860-1932); vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen beisammen sind.

Wie werdet Ihr diese Tage noch fröhlich zusammen verbringen. Meine Gedanken sind so häufig mitten unter Euch u. bei all den lieben jungen Gestalten, die ich mich so freue, auch nach u. nach wieder bei mir zu sehen, denn zu lange können wir nun nicht mehr getrennt sein. Es ist mir wirklich ganz, als habe ich Euch alle schon so lange u. immer so nahe gekannt, daß ich alles bis ins Kleinste mit durchleben u. immer nur alles wissen müßte, was Euch berührt.