Edition – drei Briefgruppen
Da nun schon einen Brief an den l[ieben] Vater371Hermann Kappeler (1808-1884), Oberst, Kaufmann und Verwaltungsratspräsident der Thurgauischen Hypothekenbank, Hedwigs Vater; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen beendet, wirst Du begreifen, daß ich mich nun beeilen muß um fertig zu werden. Vor Allem, empfange den herzlichsten Dank für Deinen l[ieben] Brief u. für die Mühe des Kofferpackens u. dem Besorgen der Wäsche. Zuerst will ich Deine Frage beantworten, der Hauptgrund eigentlich meines Schreibens. Was Ernestine372Ernestine Kappeler (1857-1897), ältere Schwester Hedwigs. Ab 1883 verheiratet mit Friedrich Benedikt Brügger, Bürger von Churwalden. Sie starb am 14. Oktober 1897 an einer Bronchitis mit Lungenentzündung; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen anbelangt, so glaube ich daß T[ante] Ida373Ida Kappeler-Aepli (1813-1897), Mutter von Pfarrer Georg Alfred Kappeler (1839-1916) und Alexander Otto Kappeler (1841-1909), Dr. med., Verwandte von Oberst Hermann Kappelers erster Frau Henriette; vgl. Stammbaum Henriette Kappeler, Materialien.schliessen ganz auf sie zählt, besonders nachdem was mir Tante Marie374Maria Katharina (Marie) Kappeler-Kessler (1835-1900), Ehefrau von Johann Rudolf Kappeler und somit Hedwigs Tante väterlicherseits. Wohnhaft in Frauenfeld, nach dem Tod ihres Mannes (1888) in Zürich, Bahnhofstrasse 106, bei ihrem Sohn, dem Arzt Rudolf Kappeler, und ganz in der Nähe ihrer Tochter Marie Luise Bremi-Kappeler; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen gesagt, die ich dann richtig gesehen habe. Den Buben375Hedwigs Brüder Hermann (geb. 1858), Ernst (geb. 1865) und Otto Kappeler (geb. 1869); vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen werde ich Bücher geben u. sie Dir gleich schicken, daß Du nicht etwas gleiches kaufst. Sage dem l[ieben] Grosspapa376Johann Jakob Wüest (1792-1885), Postdirektor und Oberrichter, Hedwigs Grossvater mütterlicherseits, welcher im Bernerhaus wohnt; vgl. Stammbaum Wüest, Materialien.schliessen vielen Dank für sein Geschenk, ich werde schon morgen gehen, mir Geigenkasten anzusehen, das ist wirklich etwas, das mich ungeheuer freut, wenn ich weiß daß mein Geigelchen so recht sicher aufgehoben ist.
[2] Henrietten377Henriette Kappeler (1856-1916), älteste Schwester von Hedwig, heiratet am 10. April 1880 Theophil Studer, Professor für Zoologie in Bern; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen will ich die Begleitungen schon schicken, aber sie sind, glaub ich ziemlich schwer, jedenfalls möchte sie dieselben tüchtig üben, am besten wäre es schon wer378Wahrscheinlich ein Verschrieb von Hedwig Kappeler, gemeint ist wohl "wenn".schliessen mich Emil Keller379Emil Keller (1838-1900), Musikdirektor, Musiklehrer an der Kantonsschule in Frauenfeld, Ehemann von Aline Keller-Kappeler (1846-1915), Hedwigs Halbschwester, Tochter von Oberst Kappeler aus erster Ehe; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen das Larghetto begleiten könnte. Dann bitte ich Dich dem l[ieben] Vater gar nichts zu sagen, damit ich ihn überraschen kann. Die beiden Sachen zum Polieren habe ich besorgt. Was das Geschenk für Fr. Sp[yri] betrifft, so weiß ich gar nichts, ich habe also Luise380Luise Fetscherin (1859-1951), Tochter von Rudolf Friedrich Fetscherin (1829-1892), 1859 Sekundärarzt in der psychiatrischen Klinik Waldau in Bern, von 1875 bis 1889 Direktor der psychiatrischen Klinik St. Urban; HLS IV, 487. - Luise besuchte im Wintersemester 1876/77 die Höhere Töchterschule in Zürich und wohnte damals zusammen mit Hedwig Kappeler als Pflegetochter bei Johanna Spyri. 1883 heiratete sie den Arzt Domenico Curo Tramèr. Das Ehepaar lebte ab 1886 in Basel und hatte fünf Kinder; Mitteilung Andreas Barth, Staatsarchiv Basel-Stadt, 4. Juni 2009. - 1908 erschien "Heidi, ein Kinderschauspiel in 3 Akten. Nach der Erzählung von Johanna Spyri bearbeitet" von Luise Fetscherin. Ob es von der Mutter oder der Tochter, die beide den selben Vornamen trugen, stammt, ist ungeklärt.schliessen schon lange davon gesprochen, endlich hat diese nach Hause geschrieben u. erhielt die Antwort, daß ihre Mama381Eugenie Luise Fetscherin-Fueter, Frau von Rudolf Friedrich Fetscherin und Mutter von Luise Fetscherin (geb. 1856), welche zusammen mit Hedwig bei Johanna Spyri wohnt.schliessen bereits etwas habe, aber was schrieb sie nicht. Ich kann gar nicht sagen was Fr. Spyri besonders freuen würde vielleicht etwas Geschichtliches od. so etwas u. Bücher. Tante Natalie382Natalie Labhardt-Wüest (1823-1904), Hedwig Kappelers Tante mütterlicherseits, Schwester von Aline Kappeler-Wüest und Witwe von Philipp Gottlieb Labhardt; vgl. Stammbaum Wüest, Materialien.schliessen kann da gewiß am besten rathen. Wegen jenen Stulpenknöpfen war ich noch in einem Goldschmiedeladen, der Goldschmied sagte, daß er die Maschinerie einmal gehabt habe, es sei aber nicht sehr gut, denn die Federn erlahmen ganz. Jetzt weiß ich nicht ob Tante doch darauf beharrt od. gewöhnliche will, was dann jedenfalls am schönsten od. solidesten in Silber u. sehr leicht zu bekommen ist. Auf jeden fall will ich noch [3] einen Bericht abwarten, auch wäre es mir lieb, wenn sie mir den Preis ungefähr sagen würde. Auch wäre es sehr gut wenn Du mir für diese Comissionen Geld schicken würdest, denn ich habe nicht mehr so viel um alles zu bezahlen u. dann kann ich bei kleineren Sachen keine Schulden machen. Henriette383Henriette Kappeler (1856-1916), älteste Schwester von Hedwig, heiratet am 10. April 1880 Theophil Studer, Professor für Zoologie in Bern; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen werde ich ein Serviettenband machen, Hermann384Hermann Kappeler junior (1858-1931), älterer Bruder Hedwigs. Ab 1892 verheiratet mit Maria Ida Ernestine Aepli (1866-1964); vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen habe ich eines gekauft wie Hermine385Hermine Labhardt (geb. 1853), Hedwig Kappelers Cousine mütterlicherseits, Tochter von Philipp Gottlieb Labhardt und Natalie Labhardt-Wüest. Am 10. Juli 1878 Heirat mit Konrad Gottlieb Wilhelm Jänike; vgl. Stammbaum Wüest, Materialien.schliessen eines hat mit einem H. Vielleicht darf ich dann noch einige von Vaters Cigarn hineinstecken nicht wahr? Ernestinen386Ernestine Kappeler (1857-1897), ältere Schwester Hedwigs. Ab 1883 verheiratet mit Friedrich Benedikt Brügger, Bürger von Churwalden. Sie starb am 14. Oktober 1897 an einer Bronchitis mit Lungenentzündung; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen habe ich das Buch387Vermutlich Johanna Spyri, Aus früheren Tagen, 1873, oder Verirrt und gefunden, 1873, Sammelbände ihrer frühen, kleineren Schriften für Erwachsene. Beide Bücher lagen bereits Ende 1872 vor.schliessen von F[rau] Sp[yri] das sie gewünscht. Könntest Du mir nicht etwas sagen für [den] l[ieben] Vater, ich möchte ihm doch gerne wenigstens etwas Kleines geben, auch für Onkel Emil388Emil Wüest (1833-1894), Hedwigs Onkel mütterlicherseits; vgl. Stammbaum Wüest, Materialien.schliessen gebe mir doch etwas an; denn ich muß ihm einmal ein größeres Geschenk geben, da ich die Pelze bekomme. Entschuldige mich dann auch bei den Andern, aber ich hatte wirklich keine Zeit Arbeiten zu machen. Warum schreibst Du mir nichts wie es Henr[iette]389Henriette Kappeler (1856-1916), älteste Schwester von Hedwig, heiratet am 10. April 1880 Theophil Studer, Professor für Zoologie in Bern; vgl. Stammbaum Kappeler, Materialien.schliessen mit ihrem Spiel im Kasino390Grosser Theater- und Konzertsaal im Hotel Bahnhof in Frauenfeld mit 500-700 Sitzplätzen, der bis in die 1950er Jahre in Betrieb war; Beat Gnädinger/Georg Spuhler, Frauenfeld, 267-270.schliessen ging, es interessiert mich natürlich [4] sehr. Warum hast Du mir die G'stalt391"Gstalt": schweizerdeutsch für Oberteil des Frauenkleides.schliessen zum rothen Kleid nicht geschickt, ich könnte das selbe bei so schlechtem Wetter sehr gut brauchen. Letzthin brachte mir eine höhere Töchterschülerin plötzlich einen Gruß von Elisabeth, mit der jene die Musikstunden habe. Auf diese Weise erfuhr ich auch, daß Pauline Meier wieder zu Hause ist, warum ist diese so früh wieder nach Hause gekommen? Bitte sage ihr viele Grüße von mir u. schreibe mir etwas Näheres von ihr. Nun aber gute Nacht meine liebe Mutter.
Empfange einen herzlichen Kuß von Deinem Dich treu liebenden KindeGrüße mir Gross und Klein viel mals
Auf baldiges Wiederseh'n!
Schreibe mir doch recht bald, ich bitte Dich recht sehr darum.