Edition – drei Briefgruppen

Brief EK74 – 11.3.1887
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EK74 11.3.1887
Zürich 11. März 1887
[An Hedwig Kappeler]

Nicht daß ich etwa so sehr an der Arbeit sei, aber es geht doch immer etwas, darum setze ich mich erst heute zum Schreiben nieder, nachdem ich eine Frau hier hatte, die drei volle Stunden da saß, um mir eine Geschichte zu erklären, damit ich sie nicht nur von einer andern Seite höre u. ihr dann Unrecht gebe. Sage drei Stunden! So verfahren die Leute mit ihren Nebenmenschen.

Eigentlich lebe ich völlig still u. mache dann u. wann eine Anstrengung zum Arbeiten, ich bin aber noch nicht im Zug, gar nicht. Die jungen Herren habe ich nicht mehr gesehen, dagegen hat sich nun die Zahl der Schützlinge um einen jungen Dänen vermehrt, der mir empfohlen ist.

Diese Woche habe ich dann völlig besetzt, wegen Vorbereiten auf der Waag,1065Vermutlich wurde dort der Bazar für die Anstalt Friedheim durchgeführt. Offenbar wurden dafür gerne Zunftsäle benutzt, vgl. JS52, wo der Bazar im Saal auf der Meisen abgehalten werden soll.schliessen was den ganzen Tag wegnimmt. Mittwoch ist Bazar; Donnerstag u. Freitag sind Repetitorien1066Das erste Reglement der Höheren Töchterschule vom 6. März 1875 schreibt für die letzte Woche jedes Semesters öffentliche Repetitorien vor.schliessen in der höheren Töchterschule u. Seminar.1067Seit 1876 wurde parallel zur 1875 gegründeten Höheren Töchterschule ein Lehrerinnenseminar geführt; Salomon Stadler, Rückblick auf die Geschichte der höheren Töchterschule, 16-18.schliessen Nachher noch einen Tag für die Lotterie der übrig gebliebenen Sachen. Wenn nun1068Ernst Kappeler hat Johanna Spyris Handschrift vermutlich nicht immer ganz richtig transkribiert. Das hier wiedergegebene "nun" dürfte im Original "nur" gelautet haben.schliessen zu allem Hin u. Herlaufen endlich die Sonne kommen wollte.