Edition – drei Briefgruppen

Brief EK33 – 27.7.1879
Eintrag drucken
EK33 27.7.1879
Zürich 27. Juli 1879
[An Hedwig Kappeler]

Sobald erwartest Du gewiß keinen Brief von mir, ich bin selbst erstaunt, daß ich Dir schon wieder schreibe. Aber die späte Abendstunde paßt mir so schön dazu, ich will doch Bernhards928Diethelm Bernhard Spyri (1855-1884), einziger Sohn von Johann Bernhard Spyri und Johanna Spyri-Heusser. Studium der Rechte in Zürich, Leipzig (1875/76) und Göttingen (1877/78), während kurzer Zeit Tätigkeit als Sekretär der kaufmännischen Gesellschaft Zürich. Studium und Arbeit werden immer wieder durch Krankheit und Kuraufenthalte unterbrochen. Bernhard stirbt knapp 29jährig an Tuberkulose.schliessen Heimkehr929Diethelm Bernhard Spyri war zur Kur in Weissenburg im Simmental (vgl. EK30 und 31).schliessen abwarten, u. so kann ich eben so gut diese Zeit mit Dir verplaudern. Ich muß sagen, so wie die Verhältnisse sind, finde ich es durchaus gut, wenn Du für ein paar Jahre hinausziehst u. die erworbenen Kenntnisse verwertest, überhaupt einmal noch außer dem Vaterhause Deine Kräfte probierst, das wird Dich reifen, die Selbsterkenntniss u. auch Kenntniss vieler anderer Lebensstellungen geben, die Dir nur gut sein kann u. ein paar Jahre draußen verlebt, lassen einen das Vaterhaus in einem ganz neuen Lichte ansehen. Ich bin also durchaus für Dein Vorhaben930Im Herbst 1879 trat Hedwig Kappeler einen längeren Englandaufenthalt an. Anfangs wohnte sie bei der Familie Ehrensperger aus Frauenfeld - Karl Ehrensperger, ein entfernter Verwandter Hedwigs, war von 1875 bis 1898 Honorarkonsul in Liverpool; Diplomatische Dokumente der Schweiz, www.dodis.ch/P20115, 25.1.2011. - Später nahm Hedwig eine Stelle als Lehrerin in einem Pensionat in Ilkley an. Im Laufe des Jahres 1880 kehrte sie zurück in ihr Elternhaus nach Frauenfeld; Nachruf Hedwig Kappeler.schliessen u. werde für die Ausführung deßelben tun, was ich kann.

Die Leute lesen eine Geschichte doch sehr verschieden. Die Einen haben Angst, sie müssen ein Hochzeitsgeschenk parat machen u. die andern werden fuchswild, wenn die zwei Betreffenden einander nicht bekommen. Zu diesen letzten gehört Herr D M,931Personennamen liess Ernst Kappeler in seiner Abschrift im Hinblick auf eine mögliche Publikation der Briefe gerne weg oder reduzierte sie auf ihre Initialen, die in den meisten Fällen unentschlüsselt bleiben müssen.schliessen der mir einmal gesagt hat, er könne es durchaus nicht leiden, wenn man die Leute nicht zusammenbringe in den Büchern, solche Bücher seien ihm verhaßt; er wird nun gleich einen großen Zorn gegen mich loslassen, da meine Olga932Johanna Spyri, Verschollen, nicht vergessen, 1879.schliessen herauskommen wird: Perthes933Emil Friedrich Perthes (1841-1910), seit 1878 Johanna Spyris Verleger in Gotha, Leiter des Verlags "Friedrich Andreas Perthes".schliessen hat das Manuscript gelesen u. will es herausgeben, da kannst Du also denken, wie ich Herr M.934Personennamen liess Ernst Kappeler in seiner Abschrift im Hinblick auf eine mögliche Publikation der Briefe gerne weg oder reduzierte sie auf ihre Initialen, die in den meisten Fällen unentschlüsselt bleiben müssen.schliessen in seinem Geschmack beleidige. Es ist nun aber so, da kann nichts helfen.