Edition – drei Briefgruppen

Brief EK49 – 4.6.1882
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EK49 4.6.1882
Zürich 4. Juni 1882
[An Hedwig Kappeler]

Die Tage bei Euch waren so nett, Bernhard999Diethelm Bernhard Spyri (1855-1884), einziger Sohn von Johann Bernhard Spyri und Johanna Spyri-Heusser. Studium der Rechte in Zürich, Leipzig (1875/76) und Göttingen (1877/78), während kurzer Zeit Tätigkeit als Sekretär der kaufmännischen Gesellschaft Zürich. Studium und Arbeit werden immer wieder durch Krankheit und Kuraufenthalte unterbrochen. Bernhard stirbt knapp 29jährig an Tuberkulose.schliessen hat eine unbändige Freude. Nun hat er im Gerichtshaus eine bestimmte Tätigkeit u. ist täglich von 7 bis 1 Uhr u. eine Zeit lang am Nachmittag dort beschäftigt. Ich bin nur besorgt, wie er es in der heißen Zeit in die Länge aushalten wird. Wenn er nur nicht immer fort husten würde, es macht mir manchmal doch sehr schwer.

Du hast keinen Begriff, was jetzt von Morgens 6 Uhr bis Abends 7 Uhr stets fort für ein Gehämmer u. Geklopfe ist hier vor meinem Fenster auf dem einst so wunderschönen Stadthausplatz, dazu dringt immer fort ein solcher Gestank von Theer u. Steinkohlen herein, daß es keine Freude mehr ist, da zu sitzen.1000Durch "Gemeindebeschluss" wurde 1873 die Planung und Ausführung der neuen Quaibauten beschlossen (erstes Projekt durch Peter Emil Huber-Werdmüller). Im Februar 1882 wird Arnold Bürkli (1833-1894) leitender Ingenieur, und die Bauarbeiten beginnen. Am 31. Dezember 1884 wird die Quaibrücke eröffnet. Erst am 3. Juli 1887 sind die ganzen Quaianlagen fertig und werden mit einem grossen Volksfest eröffnet; Samuel Zurlinden, Hundert Jahre Stadt Zürich, Bd. 2, 122-123. - Mit grosser Wahrscheinlichkeit bezieht sich die Äusserung von Johanna Spyri auf dieses Bauprojekt.schliessen Es ist ein Jammer.

Bernhard kam, als ich zu Ende schreiben wollte. Wir haben einen unserer großen Läufe gemacht. Wir waren auf der Au.1001Halbinsel Au im Zürichsee.schliessen Es war zwar heiß, aber doch herrlich zu gehen durch die duftenden Heuwiesen; natürlich immer den schmalen Wegen nach.