Edition – drei Briefgruppen
Nach Neujahr mußt Du einmal zu uns kommen, wir haben sehr nette Vorlesungen,980Seit 1876 veranstaltete die Höhere Töchterschule jeden Winter verschiedene Vorlesungsreihen für ein breiteres weibliches Publikum. Der Erlös ging an die städtische Schulkasse oder wurde in den Aufbau von Bibliothek und Sammlung investiert; Salomon Stadler, Rückblick auf die Geschichte der höheren Töchterschule, 24; Ferdinand Zehender, Geschichtliche Darstellung des öffentlichen Unterrichtes, 53; Programme der Höheren Töchterschule.schliessen Oechsli981Wilhelm Oechsli (1851-1919), Dr. phil., Historiker, Lehrer an der Höheren Töchterschule in Winterthur (1876-1893) und Zürich (1879-1894), 1887 o. Professor für Schweizer Geschichte am Eidgenössischen Polytechnikum, ab 1893 auch an der Universität Zürich; HLS IX, 377f.; Salomon Stadler, Rückblick auf die Geschichte der höheren Töchterschule, 44.schliessen griechische Geschichte, Physik von Stadler ,982Salomon Stadler (1842-1917), Dr. phil., seit 1878 Lehrer für Naturkunde und Geographie an der Höheren Töchterschule in Zürich, ab 1894 Rektor; HBLS VI, 488; Salomon Stadler, Rückblick auf die Geschichte der höheren Töchterschule, 43.schliessen der ganz interessante Experimente macht. Ins Theater9831834 war in Zürich das "Aktientheater" an den Unteren Zäunen eröffnet worden, welches in der Neujahrsnacht 1890 abbrannte. Am 30. September 1891 wurde am Dufourplatz das neue "Stadttheater" (das heutige Opernhaus) eröffnet; Martin Hürlimann, Vom Stadttheater zum Opernhaus, 19, 34-39; Walter Baumann et al., Zürich zurückgeblättert, 181.schliessen zu gehen, hat man keine Lust mehr, seit man all die Schauerscenen gelesen hat, die in Wien vorgekommen sind.9841881 waren bei einem Brand der Komischen Oper am Wiener Schottenring 386 Menschen umgekommen; Martin Hürlimann, Vom Stadttheater zum Opernhaus, 34.schliessen
Bei uns ist es still u. ruhig. Bernhard985Diethelm Bernhard Spyri (1855-1884), einziger Sohn von Johann Bernhard Spyri und Johanna Spyri-Heusser. Studium der Rechte in Zürich, Leipzig (1875/76) und Göttingen (1877/78), während kurzer Zeit Tätigkeit als Sekretär der kaufmännischen Gesellschaft Zürich. Studium und Arbeit werden immer wieder durch Krankheit und Kuraufenthalte unterbrochen. Bernhard stirbt knapp 29jährig an Tuberkulose.schliessen mangelt mit seiner großen Lebhaftigkeit u. sein Violinspiel entbehre ich ungern. Doch ist das alles nichts, wenn wir neu hoffen dürfen, daß er uns gesund wiederkehrt. In seinem Brief von Buenos-Ayres986Diethelm Bernhard Spyri wurde aus gesundheitlichen Gründen eine Seereise empfohlen, die er im Sommer 1881 antrat. Sie führte ihn zu seinem Onkel Christian Heusser nach Südamerika (s. EK40, EK41, EK 43, EK44, EK48).schliessen schrieb er, im Januar werde er seinen Segler wieder besteigen können u. im April zu Hause sein. Diesen Brief erhielten wir Mitte November, seither keinen mehr. Er war mit meinem Bruder987Jakob Christian Heusser (1826-1909), Bruder von Johanna Spyri, Mineraloge und Landvermesser (Agrimensor), Grossgrundbesitzer in Argentinien; vgl. Barbara Helbling, Jakob Christian Heusser.schliessen nach dessen Gütern im Süden verreist, von wo sie nicht schreiben können. Mein Bruder wollte Bernhard drüben behalten, aber der will nicht, er will um jeden Preis heim.
Denk, nun ist Heidi988Johanna Spyri, Heidis Lehr- und Wanderjahre, 1880, lag bereits Ende 1879 vor.schliessen französisch herausgekommen.989Johanna Spyri, Heidi. Une histoire pour les enfants et pour ceux qui les aiment. Par Johanna Spyri. Traduit de l'allemand avec l'autorisation de l'auteur, Gotha: F. A. Perthes, 1882, im gleichen Jahr auch bei H. Georg, Libraire-Editeur in Basel/Genf.schliessen Fräulein Vidart990Camille Vidart (1854-1930), Französischlehrerin an der Höheren Töchterschule in Zürich von 1880 bis 1883, später in Lausanne. Übersetzerin von "Heidi" sowie weiterer Werke von Johanna Spyri ins Französische. Camille Vidart engagierte sich intensiv für die feministische Frauenbewegung, 1896 war sie Präsidentin des ersten "Kongresses für Fraueninteressen" in Genf. Mit Johanna Spyri, die sie oft von Montreux aus besuchte, verband sie lange Jahre eine enge Freundschaft; vgl. das Kapitel zu Camille Vidart in: Regine Schindler, Johanna Spyri. Neue Entdeckungen und unbekannte Briefe; zahlreiche Unterlagen im Gosteli-Archiv Worblaufen; Denise von Stockar-Bridel, Les débuts de Heidi.schliessen hat es übersetzt, sie will aber nicht, daß man es wisse. Es ist vortrefflich übersetzt. Ins Englische wird es auch übertragen991Heidi's Early Experiences. A Story for Children and for those who Love Children by Johanna Spyri, London: W. Swan Sonnenschein [1882]. Die lange unbekannt gebliebene Übersetzung ist anonym und heute nur in einem Exemplar belegt (Allison-Shelley Collection of German Literature in Translation, University Library, Pennsylvania State University). Sie wurde 1885 durch die bekannt gewordene Übersetzung von Louise Brooks verdrängt; Emer O'Sullivan, Little Swiss girl, 140f., Bibliographie der englischsprachigen Ausgaben, 157f.schliessen u. kürzlich hat auch eine Schwedin bei mir um die Erlaubnis gebeten, es in ihre Sprache zu übersetzten.