Als ich letzten Sonntag, den 1^t. Oct. im Thiergarten spaziren gieng, traf ich Hr. und Frau Roose, die stille standen und mir sagten, daß sie nächsten Freitag nach Zürich abreisen, ob ich etwas mitzugeben hätte.¹¹⁹Meta Heusser erwähnt in ihren Memorabilien der Zeit unter dem 26. Oktober 1848 "Roses von Berlin", zwei Tage später am 28. Oktober dann "Roses Abreise".schliessen Das war Pech für mich, da ich seit dem Juni nicht mehr bei ihnen gewesen bin; da sie mich nun selbst angeredet, so kann ich natürlich nicht anders, als noch einmal hingehen vor ihrer Abreise, was mich aber verpflichtet auch im Winter wieder hinzugehen; es ist zwar eine sehr nette Frau und der Herr ist auch nicht übel, aber die Besuche nehmen mir nur Zeit weg und nützen Nichts. Ich benütze nun die Gelegenheit, einen Brief an Brennwald¹²⁰Jakob Brennwald (1825-1887) war ein Jugendfreund Heussers, Seidenfabrikant und später Politiker in Hombrechtikon. Ihm vertraute Heusser seine Finanzgeschäfte an, zudem alle Speditionsaufträge nach Südamerika.schliessen einzuschließen, den ich einfach auf die Post zu legen bitte, ferner bitte ich Dich, so bald als möglich die Leute im Hirzel und auch den Alten von der Anwesenheit Rooses in Zürich in Kenntniß zu setzen, da es möglich ist, daß der Herr oder am Ende beide einmal in den Hirzel kommen; [S.2] ich muß sie wenigstens einladen; und wenn der Barometer beim Alten gut steht, so könntest Du einmal Rooses einen Besuch machen, und sie ebenfalls einladen; vielleicht, wenn Hr. Pfr. Wild davon hört, so giebt er sich mit Hr. Roose ab, der ein bedeutender Bergsteiger und Geograph ist. - Weil ich nun durch dies zufällige Zusammentreffen im Thiergarten gezwungen bin, doch wieder von Zeit zu Zeit zu Rooses zu gehen, so wäre es mir doch recht, wenn sie einmal in den Hirzel kämen; wenn Nichts daraus wird, so ists auch gleich, wenn ich sie nur eingeladen habe. Pech, Pech, Pech!!! Schreibt dann, wie es gegangen ist!

Wie geht es mit den Wahlen in die schönen neuen eidgenössischen Behörden? nehmen der Alte und Theodor auch Theil? nach meiner Ansicht könnten sie dies bleiben lassen, wenigstens der Alte, da man sich nicht von anno 39 bis 49 so zu drehen braucht. Haben die Hirzler noch nie dran gedacht den Spiri¹²¹Johann Bernhard Spyri war seit 1844 in der Gemeinde Hirzel eingebürgert: vgl. R. Schindler, Spurensuche, S. 349.schliessen in irgend etwas hinein zu wählen? Hat Theodor noch keine Frau und Hanni noch keinen Mann, und Äga¹²²Regula Sophie Heusser (1830-1919), die Äga oder Ega genannte jüngere Schwester Christians blieb unverheiratet, nachdem ihr Verlobter Rudolf Schneebeli an Schwindsucht gestorben war. Vgl. R. Schindler, Memorabilien, S. 136-139.schliessen noch die Bleichsucht? Gehört der Zaigerrhein noch dem Alten oder hat er denselben [S.3] in hundert Stücken an arme Bäuerlein verkauft, oder eine Stege mit 50 Tritten machen lassen? Ist er noch immer mit Verrücktheit beschäftigt oder mehr mit andern Patienten? Hat noch keiner die Stelle des verstorbenen Pfister bei ihm eingenommen? gilt der Schulmeister noch viel bei ihm? - Wenn Jeremias Gotthelf etwas Vernünftiges geschrieben hat, seit ich aus der Schweiz weg bin, so könntet Ihr mir, insofern meine verlangten Bücher noch nicht von Zürich abgegangen sind, dies mit einpacken. In der Buchhandlung im Elsasser wird mir Fisch wohl Pump geben, bis ich wieder in die Schweiz zurückkehre. Ich möchte elend gern wieder einmal etwas von Picius¹²³Albert Bitzius (1797-1854) war der bürgerliche Name von Jeremias Gotthelf.schliessen lesen statt diesen politischen Salbadereien.

Von Tante Reguli habe ich lange Nichts gehört; war es¹²⁴Wie im Schweizerdeutschen üblich, spricht Heusser von den Schwestern und Tante Regula oft im Neutrum.schliessen oder sonst Jemand von Euch diesen Sommer in Pfäffers, oder sonst in einem Bade?

Jetzt muß ich den Brief zu Rooses tragen.