Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer

8.1.–11.1.1798
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Den 8–11.
Was soll ich sagen? was? was? als – es ist für mich eine Trübsal der Zeit, wie noch nie! Ich wird von Schulden gedrükt, gepresst, die ich nicht außenmenschen, sondern meinen Nähesten schuldig bin. Alles will Versicherung haben; selbst, wie meine Nette glaubt, bis auf meine Kinder, bis auf die Dienste: jeder Gulden, der vorschiesst, soll auf Intresse gelegt werden: so weit bin ich mit meiner Nette gekommen!!! Das ist nun Grundsaz von ihm!!76
Mundartl. Neutrum für das Femininum: ihr.schliessen
Der Fremde, der den 1 – 2 – 3 fl.77
Abk. für Florin = Gulden; 1 Gulden = 40 Schilling; Schweizers Pfrundeinkommen beläuft sich etwa auf 500 fl. jährlich; vgl. David Gugerli, Zwischen Pfrund und Predigt, 123f., 294ff. sowie Dok. 1.schliessen
empfangt, soll ihn mit Entrichtung des Zinses gebrauchen könen, ihm mithin anvertraut werden – mir – mir nicht! Wohin aus das zulezt? Hab' ich dann noch Jemandem, der Zins von mir forderte, denselben entzogen? Die Rechnungen werden das zeigen. [Dok. 1]
Mein Gott! mein Gott! wohin kömts? warum muß ich auch in diese Blätter auf die Neige meines Lebens von diesem schreiben .. ach, von diesem, das eben meine Nähesten ehedem so wenig geachtet, u. doch bisher immer noch gut durch die Welt gekommen sind?? Es fehlt ihnen doch gewiß noch nicht! ich vertestamentiere ihnen hier schon meine Kinder: verwahren u. bewahren sie die wie Capitalbriefe, dann wird jedes von ihnen doch auch wenigstens das Intresse von fl. 1000 eintragen: und dann haben sie fl. 4000 Capital, die ich ihnen auf Wucher zurük lasse.
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