Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer

10.2.1798
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Den 10.
Alles Gute, das aus der Stadt kömt, wird für böse, alle Liebe für Schmeicheley, alle Güte für Heücheley in den hiessigen Seegegenden aufgenohmen. Mit sehenden Augen wollen sie nicht sehen, u. mit hörenden Ohren wollen sie nicht hören,91
In Anlehnung an Mat. 13,13ff., Mark. 4,12 resp. Jes. 6,9-10; vgl. auch Off. 2,7.17.29; Off. 3,6.13.22.schliessen
denn ihre Herzen sind voll bitterer Galle, Raachsucht, u. Herrschsucht. Da errichten sie Convent u. Comitee, u. beschliessen, wen sie vor dieselben fordern u. ihrem Schwerdt unterwürfig machen wollen. Aber bisher gelang ihnen noch nichts!92
Auf dem Lande, bes. in den Seegegenden, bildete sich im Februar 1798 eine eigentliche Gegenmacht mit ihren eigenen Entscheidungsorganen und -trägern heraus; die aus der Not geborenen Kompromisse der Stadt wurden nicht als Versöhnungsangebote wahrgenommen, sondern als Hinhaltetaktik. Selbst als es zur Bildung einer Landeskommission kam – von den Landbürgern provokativ Nationalkonvent genannt – löste sich die ländliche Protestbewegung nicht auf; sie baute ihr Drohpotential auch gegenüber der Landeskommission auf und verpfllichtete ihre eigenen Vertreter in dieser Kommission, im Sinne der Entscheidungen in den Konventen zu stimmen; vgl. dazu Graber, Zeit des Teilens, 171-194.schliessen
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