Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer
20.11.1797
Ohne Leiden giebet es kein Christenthum; noch weniger festes treues Bekenntniß des Christenthums ohne Leiden.
Wenn der Herr in unsern Tagen ein liebes Kind zu sich nihmt – da darf unser Aug in anbethender Wehmuth sich schließen, aber auch in dankender Freüde sich öfnen. An unsre Baasen auf Brunnen45
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Wenn der Herr in unsern Tagen ein liebes Kind zu sich nihmt – da darf unser Aug in anbethender Wehmuth sich schließen, aber auch in dankender Freüde sich öfnen. An unsre Baasen auf Brunnen45
Hof in Bendlikon (Kilchberg), wo zwei Cousinen von Anna Schweizer, geb. Gessner, Anna Margaretha (Grite) Keller (1763-1820) und Anna Catharina (Cäther) Brunner, geb. Keller, spätere Nägeli (1764-1818), wohnten.schliessen
heüte diese Zeilen, da sie eben ihren jüngeren Knaben46Über dieses Kind von Käther aus der Ehe mit Pfr. Caspar Brunner (1757-1793) ist nichts bekannt.schliessen
durch den Tod verloren hatten ... "Die Religion, der eüer Herz sich ergeben, u. in der ihr lebet u. schwebet, wird ihre tröstende, u. immer auf den rechten Punkt hinführende Kraft eüch vollauf zu fühlen geben.
Es schmerzt, ein liebes Kind zuverlieren – noch sind unsre Thränen nicht getroknet um unsern Casparli ... aber, was vermögen wir wieder unsers Herrn Willen, dem eigentlich unsre Kinder angehören, u. der das unveraüßerliche Recht hat, sie von uns zunehmen, wann Er will? u. der oft damit so weise, so gut handelt? Wohl uns, daß wir wissen, zu wem u. wohin unsre Kinder kommen, wenn sie von uns scheiden!
Da kommen sie in die weiseste Mühle u. auf die gelehrteste Akademie ...
Da erhalten sie Lehrer, die nichts Fleischliches mehr an sich haben u. von himmlischem Geiste triefen ... da werden sie schnell befürdert, weil kein Augenblick, geschweige ein Monat, oder ein u. zwey Jahre nur zur Ausfüllung für's Leere dienen soll .. Nein, von dem weisst man in den höheren Gegenden nichts! Da wächst alles, drühet47
O liebe Herzen! seyd froh, daß diese Pflanze aus eürem Leibe genohmen nun aufwerts verpflanzet ist – sie wird wol auch bis in eüer Herz hinein frische Wurzeln fassen, u. damit mit eüch vereinigt sein und bleiben."
Es schmerzt, ein liebes Kind zuverlieren – noch sind unsre Thränen nicht getroknet um unsern Casparli ... aber, was vermögen wir wieder unsers Herrn Willen, dem eigentlich unsre Kinder angehören, u. der das unveraüßerliche Recht hat, sie von uns zunehmen, wann Er will? u. der oft damit so weise, so gut handelt? Wohl uns, daß wir wissen, zu wem u. wohin unsre Kinder kommen, wenn sie von uns scheiden!
Da kommen sie in die weiseste Mühle u. auf die gelehrteste Akademie ...
Da erhalten sie Lehrer, die nichts Fleischliches mehr an sich haben u. von himmlischem Geiste triefen ... da werden sie schnell befürdert, weil kein Augenblick, geschweige ein Monat, oder ein u. zwey Jahre nur zur Ausfüllung für's Leere dienen soll .. Nein, von dem weisst man in den höheren Gegenden nichts! Da wächst alles, drühet47
gedeiht, nimmt zu; vgl. Grimm 2, Sp. 1456.schliessen
u. gedeyhet unaufhaltsam fort. O liebe Herzen! seyd froh, daß diese Pflanze aus eürem Leibe genohmen nun aufwerts verpflanzet ist – sie wird wol auch bis in eüer Herz hinein frische Wurzeln fassen, u. damit mit eüch vereinigt sein und bleiben."
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