Brief Nr. 4a – 16.3.1848
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4a 16.3.1848
[Berlin, 16. März 1848]

[Anfang fehlt] [...] daß ich es nicht vergesse, jenen Brief an Frau Pfr. Zahn64Cleophea Zahn-Schlatter (1797-1860) war verheiratet mit dem Theologen Adolf Zahn und eng befreundet mit Meta Heusser. Vgl. J. Ninck, Anna Schlatter und ihre Kinder, 2. Aufl. Leipzig 1935, und R. Schindler, Memorabilien, Stammbaum der Familie Schlatter-Bernet.schliessen habe ich erhalten; er ist auch richtig an Ort und Stelle gekommen, da in Folge dessen G. Röhrig mich besuchte; sonst habe ich aber Nichts bekommen; bin aber natürlich sehr begierig zu erfahren, was eigentlich zu Hause geht, was Theodor anfängt u.s.w. Auch von Hr. Pfr. Wild erwarte ich einige Worte, und hätte eigentlich seine Antwort gerne noch vor Beginn der Ferien bekommen. — Ich habe unterdessen wenig erlebt; nach Hamburg und Bremen werde ich in diesen Ferien nicht gehen, da ich vollkommen am Geld auskäme oder nicht einmal genug hätte, und jetzt noch nicht um Geld schreiben will; in Berlin ist es halt theuer, da kann ich Nichts dafür; und das einzige Mal, daß ich noch von Papa Geld bekommen will, muß nicht noch Lärm verursachen. So viel ist mir nämlich klar, daß er mich nicht mehr so lange studiren läßt, als ich noch studiren will und muß, denn nächsten Herbst und nächstes Frühjahr bin ich noch nicht fertig; also muß ich jedenfalls noch anderswo Geld aufzutreiben suchen; und zwar will ich dies so bald als möglich thun, und nicht durch viele Bitten noch ein Semester länger von Papa zu erhalten suchen, damit ich auch desto ruhiger mit der Zeit ihm entgegentreten kann. [S.2] Denn das ist sicher, daß ich seine Tyrannei brechen werde; traurig genug, daß ich es nicht schon gethan habe, und traurig genug, daß es noch so lange gehen muß.

Doch um Euch einmal ins Klare zu setzen, ich will in Berlin den Doktor machen, und das geht nicht so schnell; vorerst bleibe ich zwei Semester noch in Berlin, im Sommersemester 49 gehe ich nach Göttingen, um den berühmten Gauss65Der Mathematiker Karl Friedrich Gauss (1777-1855) lehrte in Göttingen.schliessen noch zu hören und im Winter 49 auf 50 werde ich doktoriren und damit bin ich dann fertig. — Dies sind natürlich nur Pläne, zu deren Realisirung ich nur komme, wenn ich Geld erhalte, und das hoffe ich von einem Freunde zu bekommen; lieber zwar hätte ich es von Hr. Pfr. Birch;66Jakob Salomon von Birch (1803-1894) war Pfarrer in Rümlang und verheiratet mit Meta Heussers Nichte Nanny von Birch-Morf (1812-1863). Salomon von Birch war recht vermögend und kinderlos, er kam deshalb als Geldgeber für Christian in Frage.schliessen ich weiß zwar nicht, ob ich mich an ihn wenden darf oder nicht? Hanni möge mir doch einmal seine Ansicht mittheilen. Natürlich will ich kein Geschenk, sondern ein Darlehen. Wenn es so nicht geht, so wird es hoffentlich von einer andern Seite kommen, mir ist wenigstens nicht bange dabei. — Wenn ich ausstudirt habe, werde ich zunächst heimkommen, da für die Reisepläne keine großen Aussichten sind, besonders für einen Schweizer. Indeß hoffe ich auch zu Hause eine ordentliche Stellung bekommen und bekleiden zu können. Darüber habe ich das letzte Mal auch an Hr. Pfarrer Wild Einiges geschrieben.

Grüßet mir Tante Wichelhausen,67Elisabeth Wichelhausen-Gessner (1787-1858) war eine direkte Cousine mütterlicherseites von Meta Heusser. Der Kontakt mit ihr war eng: ihr Haus am Hirschengraben war das Zürcher Absteigequartier für Metas Töchter. Manche Briefe an Mutter und Schwestern gelangten über ihre Adresse auf den Hirzel.schliessen Pfarrers, Rümligen und Hirzel, und alle Andern!
Euer: J. Chr. Heusser, phil.


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