Brief Nr. 42 – 31.7.1852
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42 31.7.1852
[Berlin, 31. Juli 1852]
Liebe Mutter!

Deinen Brief vom 16t. Juli habe ich so eben erhalten, und antworte ohne Verzug darauf, weil ich das betreffende Mineral von Escher, das mir Fisch zugesendet haben soll nicht erhalten habe. Ich lasse also Fisch bitten der verloren gegangenen Sendung nach zu forschen; Herr Pfr. Wild wird die Vermittlung schon übernehmen.

Was die Gelder betrifft, so bitte ich mir das Bremergeld in einem rekommandirten Wechsel aus; eben so dringend bitte ich aber auch, daß Ihr mein Wädenschweiler-Vermögen erhebt319In der Bedeutung "von der Bank abheben".schliessen bis auf den letzten Pfennig. Die Sache ist nämlich die, daß ich diesen Herbst doch noch nicht nach Hause kommen kann, so leid es mir thut; das Wetter war zwar günstig, dafür fehlte mir aber das Material, so daß sich die Geschichte doch noch bis spät in den Herbst hineinzieht. Auf den Winter werde ich aber nicht nach Hause kommen; wenn ich auf der rein wissenschaftlichen Bahn fortfahren soll, so habe ich noch einen Punkt zu erledigen, und mir darüber Klarheit zu verschaffen; das kann ich aber in Berlin nicht, mit Berlin habe ich abgeschlossen und werde den Winter noch in Koenigsberg zubringen, wo der Mann ist, der allein noch meine Unklarheit klären kann, wenn es überhaupt möglich ist. Ich bereue, daß ich nicht den letzten Winter in Koenigsberg zugebracht habe, und würde es während meines ganzen Lebens bereuen, wenn ich nicht jetzt noch hingienge. Es ist mir leid, daß ich Euch noch einen Winter allein muß schmachten lassen, darum eben sage ich, rafft meinen Wädenschweiler-Rest zusammen, und thut was Ihr immer könnt, um den Winter noch einigermaßen erträglich zu machen. Hoffentlich werde ich Euch im Frühjahr Alle noch gesund treffen, und dann glaube ich so fest zu stehen, daß ich ohne alle Hülfe — die mir eben in Zürich von keiner Seite zu theil werden wird, fortarbeiten kann.

[S.2] Über diesen Plan werde ich nächster Tage an Hr. Pfr. Wild schreiben, jetzt wollte ich wegen des verlorenen Steins nicht länger warten.

Spyri und Hanni sollen nach Berlin kommen, von Basel ist man in 97 Stunden hier; ich kann nicht abkommen.

Grüße an Alle! Euer J. Ch. Heusser.
Berlin 31t. Juli 52.


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