Brief Nr. 40 – 12.4.1852
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40 12.4.1852
[Berlin, 12. April 1852]
Liebe Mutter und Schwestern!

Über die Telegraphenfrage brauche ich mich hier wohl nicht mehr auszusprechen; ihr werdet von Herrn Pfr. Wild und Spyri gehört haben, wie es steht.310Auf seine Bewerbung hatte Heusser in dem Moment noch keine Antwort erhalten, sie stand auch im Sommer noch aus, als ihm seine Bewerbungsunterlagen kommentarlos zugeschickt wurden: vgl. Brief Nr. 41a (6. 6. 1852). Die Stelle, auf die Heusser wohl gehofft hatte, übernahm Prof. Karl Brunner selbst ab 1855.schliessen Nur so viel, daß Eure Bitten, ich möge Euer wegen keinen Schritt thun, überflüssig sind, besonders auch in Beziehung auf künftig etwa vorkommende Fälle; ich bin ja kein Kind mehr, und sehe klar ein, daß ich einmal etwas anfangen muß, und daß es nicht immer so fortgehen kann; ob sich bald wieder Stellen finden, die meiner gegenwärtigen Thätigkeit und meinen Wünschen nicht ferner liegen, als diese Telegraphenstellen, das weiß ich nicht.

Um zu dem Geldpunkt überzugehen, so bitte ich mir 100 preussische Thlr. aus Wädenschweil zu erheben, mehr brauche ich nicht, und gut ist es immerhin, wenn noch ein kleiner Rest stehen bleibt; sehr Eile hat es nicht, aber doch ist es mir recht, wenn es nicht sehr lange dauert, und daß Ihr den Wechsel durch Hr. Staub besorgen laßt, ist mir am allerliebsten.

Ihr mögt schreiben, was Ihr wollt, ich habe nun einmal keine Ruhe mehr da draußen, und will nach Hause so bald sich mir etwas zeigt; zu dem Zweck ist der inliegende Brief an Brunner geschrieben, den ich auf die Post zu legen bitte. Ich sehe und höre nicht, was hier in Berlin vorgeht und weiß daher auch Nichts zu schreiben. Ein Oster-Concert, das Leben Jesu von Graun311Das Oratorium "Der Tod Jesu" von Karl Heinrich Graun (1701-1759) wurde bis 1884 alljährlich am Karfreitag in Berlin aufgeführt. Riemann, Musiklexikon, Bd. 1, S. 670.schliessen kann ich allenfalls noch erwähnen, das schön war, und in der Vollkommenheit allerdings in Zürich nicht zur Aufführung kommen kann. — Nächster Tage wird W. Rose nach dem Orient verreisen, und dies Jahr, wenn er überhaupt nach der Schweiz noch kommen wird, erst spät anlangen. — Letzten Samstag vor 8 Tagen bin ich zum Mitglied der geographischen Gesellschaft gewählt worden, durfte aber an dieser Sitzung selbst noch nicht theil nehmen, daher ich natürlich darüber noch Nichts schreiben kann. Es ist monatlich eine Sitzung; später werde ich Euch Einiges darüber mittheilen.

Alle herzlich grüßend, Euer: J. Ch. Heusser.
Berlin den 12t. Apr. 52.


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