Brief Nr. 38a – 4.2.1852
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38a 4.2.1852
[Berlin, 4. Februar 1852]
Liebe Schwestern!

Hurrah! Jetzt stehen die Aktien nicht so schlimm, Spyri ist ein rechter Kerl, Hanni kommt nach Zürich, und wenn für die Mama und Euch andere Schwestern dadurch die Lage vielleicht augenblicklich noch drückender wird, so wird es hoffentlich nicht lange mehr dauern, bis ich auch nach Zürich komme; wenigstens glaube ich selbst je länger je zuversichtlicher daran, obgleich ich auf eine bestimmte Stelle natürlich noch keine Aussicht habe. Jetzt möchte ich übrigens in Zürich sein, ich kann vor Neugierde, wie die Geschichte überall geht, beinahe nicht schreiben, ich meine die Besuche in Rümlingen, Richterschweil, Hirzel, Zürich etc. Zu Allem, was Du liebes Hanni schreibst, kann ich nur meine volle Freude und vollkommene Billigung aussprechen. Koch302Der Zürcher Architekt Martin Koch und seine Frau Marie Koch-Schweizer waren mit der Familie Heusser befreundet. In den Memorabilien der Zeit notiert Meta Heusser zum 9. Januar 1852: "Brief von Marie Koch an Hannchen - Einladung Martin." Möglich, dass sie eine Heiratsvermittlung planten, der dann Spyri zuvorkam. Vgl. auch R. Schindler, Spurensuche, S. 115ff. und Dies., Memorabilien, S. 133.schliessen ist zwar ein guter Kerl, aber gut ist es doch, daß jene Klippe umschifft ist; dagegen thäte es mir leid, wenn das gute Verhältniß mit ihm und seiner Frau dauernd darunter leiden müsste. Wenn Du sie siehst, so grüße sie von mir! [S.2] Du kannst mir übrigens, wenn Du erst etwas ruhiger bist, noch näher schreiben, wie die Sache gegangen, besonders durch welchen Canal, da Theodor doch natürlich stumm gewesen sein wird bei der ganzen Geschichte. Spyri schrieb mir auch einen merkwürdig poetischen Brief, auf den ich nicht anders, als in meiner gewohnten Prosa zu antworten wußte. Von Dir hatte ich schon lange einen Brief erhalten; als der von Spyri adressirte ankam mit dem Postzeichen von Zürich, erkannte ich die Handschrift nicht und wußte erst nicht, woher der kommen sollte. Spyris Unterschrift verrieth mir aber auch die ganze Sache, ehe ich den Brief las, denn die Vermuthung war doch schon nach deinem letzten Brief in mir aufgestiegen. —

Auf nähere Berichte wartet Euer:

J. Chr. Heusser.
4. II. 52.


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