Brief Nr. 28a – 14.9.1850
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28a 14.9.1850
[Wien, 14. September 1850]
Meine Lieben!

Es freut mich ungeheuer, wenn Ihr einmal einen auch nur einigermaßen erträglichen Sommer erlebt habt und wenn Ihr Euch etwas von Theodors Geschichte versprecht. Was jenen Brief an Hofmeister betrifft, so war Nichts Besonders daran, und was mich immer interessirt, das muß ich durchaus, wie auch heute, an Hr. Pfr. Wild schreiben, und mag es dann nicht noch einmal wiederkauen; übrigens bitte ich ihn immer es Euch mitzutheilen, und wenn es nicht geschieht, so bin ich nicht schuld daran; fragt ihn ungenirt darum! Möge es Euch diesen Winter noch gut gehen, im Frühjahr komme ich jedenfalls einmal nach Hause. — Wenn der Antique das Geld bewilligt hat, so schreibt sogleich, denn ich bin sehr auf dem Hund; meine Reise hat sehr viel gekostet, hatte übrigens ganz bestimmte Zwecke, wie Ihr — nochmals gesagt — von Wild erfahren mögt!

Grüßt Theodor und seine Frau!
Euer: J. Ch. Heusser.

[S.2] Jetzt will ich noch einmal anfangen: so lange ich Nichts Bestimmteres von Theodors Geschichte weiß, so kann ich nichts weiter drüber schreiben, bitte aber das nächste Mal um Spezielleres, dann will ich meine Ansichten entwickeln und Gratulationen austheilen. Im Engadin wäre es mir gerade recht eine Schwägerin zu haben, am Ende auch eine Frau; was jenen Bündner La Nicca anbelangt, so kenne ich ihn nicht, freue mich übrigens, wenn Hanni sich im Bündnerland fidel gemacht hat; seine Ansicht über die Männer kann ich weniger theilen. War jene Reise nach Stri [?] wieder einmal eine Expedition nach Verrückten? Den Theodor möchte ich eigentlich gern noch einmal verliebt sehen, thut er wirklich so schön, wie vor Zeiten? ich würde wirklich gern einmal schnell heimkommen, aber es geht jetzt einmal nicht, und wird nicht gehen, bis etwas durchgesetzt ist, und wenn es am Ende Nichts wäre als der Doctor. — Übrigens mag dies Geschreibsel wenig passen zu Hannis und vielleicht Euerer aller poetischer Stimmung, aber ich kann jetzt einmal Nichts dafür, ich werde je länger je prosaischer; Gletscher habe ich halt auch keine gesehen diesen Sommer, sondern bloß künstliche Wasserfälle! es hängt halt Alles mit einander zusammen! prosit!

Obiger.


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