Brief Nr. 22 – November 1849
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22 November 1849
[Berlin, November 1849]
Meine Lieben!201Undatierter Begleitbrief zu einem nicht erhaltenen Brief an die Eltern, wohl in den Spätherbst zu datieren, da das Ehepaar Wilhelm Rose wieder nach Berlin zurückgekehrt ist.schliessen

Wenn, was in diesem Briefe steht, wieder der Art sein sollte, daß Ihr es nicht lesen dürft, so ermächtige ich Euch, dafür zu lesen, was Ihr wollt; ich konnte auf Papas Fragen durchaus nicht anders, als einmal klaren Wein einschenken, ich habe auch Hr. Pfr. weitläufig und entschieden über meine Pläne geschrieben; wenn Ihr aber glaubt, es sei zu früh, damit gegen Papa auszurücken, so — noch einmal gesagt — lest was Ihr wollt; berichtet mich davon und ich werde meine nächsten Briefe darnach einrichten; ob zwischen solchen brieflichen Nachrichten und meinen mündlichen Auseinandersetzungen im Frühjahr Widersprüche entstehen oder nicht, darauf kommt es gar nicht an; denn einmal muß und werde ich doch dem Vater die Augen öffnen von A bis Z. — Jedenfalls bin ich gespannt auf Eure nächsten Briefe, die nicht mögen auf sich warten lassen, bis das Geld zugleich kommt; schickt doch vorher einen Brief unfrankirt, ich vermag ihn ja besser zu zahlen, seit ich von Hr. Pfr. Wild auf feste Füße gestellt bin. Was das Geld von Zschokke — an den Ihr inliegenden Brief auf die Post werfen mögt — betrifft, so ist es mir allerdings auch lieber, wenn Ihr es mit der nächsten Geldsendung zugleich schickt und nicht mit dem Antiquen [S.2] in Abrechnung bringt.

Mad. Rose ist die famoseste Frau in Berlin; sie sagte, in Zürich müsse sie sich immer in Acht nehmen, was sie spreche, im Hirzel hätte sie sich viel freier aussprechen können; und sie wäre öfter zu Euch gekommen, wenn Ihr nicht sonst so viel Besuch hättet. Aber wenn ich einmal zu Hause bin, so wird sie allen Andern vorgezogen!

Also bald Briefe!
Euer: J. Chr. Heußer.


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