Brief Nr. 19a – 16.9.1849
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19a 16.9.1849
[Berlin, 16. September 1849]
Meine Lieben!

Ich bleibe also nun in Berlin; Hr. Pfr. Wild wird euch Näheres über diesen Entschluß mittheilen können; eben so wird er Euch mittheilen, was ich ihm über mein Doktoriren geschrieben habe; wahrscheinlich werde ich eben im Laufe dieses Winters den Doktor noch nicht machen, und da muß man halt sehen, wie man den Vater hinhalten kann. Da Hr. Pfr. mir einmal direkt gesagt hat, wenn der Vater kein Geld mehr gebe, so werde er dafür sorgen, so ist bei mir kein Zweifel mehr; die ganze Unentschlossenheit, von der Ihr sprecht, rührt immer noch von jener verfluchten ersten Antwort des Vaters her, wie ich dies in verschiedenen Briefen auseinandergesetzt habe: mit genug Geld hätte ich schon zwei Jahre lang nur Ein Ziel verfolgt. Das Verhältniß von Euch zum Vater bleibt nun aber auf unbestimmte Zeit im Alten (Theodor sprach zwar von Plänen, was sind das für Pläne?) In Einem Punkt aber dabei seid Ihr auf dem Holzweg, wenn Ihr glaubt mein Bruch mit dem Vater hätte keine Wirkung auf ihn gehabt; ich kenne ihn besser, als Ihr Alle, und weiß, daß er kein Jahr lang getrennt von mir leben würde, und ebenso von Euch, ohne den Moralischen zu bekommen und Schritte zum Einlenken zu thun; aber eben [S.2] so wohl weiß ich, daß, wenn ich jetzt noch lange Geld von ihm beziehe, es mir immer schwerer wird, gegen ihn aufzutreten, und daher wäre ich froh, wenn er mich fahren ließe. — Was seine Pläne für ein chemisches Unternehmen in Zürich betrifft, so hätte ich gerne darauf einige Worte geantwortet, wenn ich gewußt hätte, ob er es zu meinen Handen, oder vor der Hand bloß in den Tag hinein gesprochen hat; wenn ersteres der Fall ist, so flickt einige Worte hinein; es wundert mich wirklich, welcher Art eigentlich diese Pläne sind; schreibt mir darüber, denn unmöglich ist es nicht, daß ich einmal in so was eingehe.

An den angekündigten Besuchen bin ich bei Gott nicht schuld; vielleicht wird aber aus allem Nichts. Seht, daß es mit Roses so gut als möglich geht, denn diesen Winter werde ich jedenfalls noch hingehen so oft, als ich eingeladen werde und überhaupt mich noch etwas in das Leben hineinmachen und dasselbe genießen!

Euer: J. Ch. Heusser.
Berlin den 16t. Sept. 49.


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