Brief Nr. 14a – 13.5.1849
Zurück zum Register
1 Vorkommen in diesem Brief
Eintrag drucken
14a 13.5.1849
[Berlin, 13. Mai 1849]
Meine Lieben!

Von der Empfehlung an Ritter kann ich in Gottes Namen noch Nichts sagen; er ist ein alter freundlicher Mann, der mich einlud, wenn ich Rath bedürfe mich an ihn zu wenden. Vor der Hand hatte ich noch nie Gelegenheit zu ihm zu gehen; nach der Rügenreise werde ich weitläufig darüber an Hr. Pfr. Wild schreiben. Das Geschmier im andern Brief über Ritters Colleg schrieb ich eben mit einigen fremden schöntönenden Worten, um damit Papa etwas zu imponiren, und erinnerte mich dabei an Goethes Worte aus dem Faust


"Doch, wo Gedanken fehlen
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein."

Übrigens spreche ich bei der Gelegenheit den Wunsch aus, daß alle meine Briefe bald nach ihrer Ankunft verbrannt werden möchten, damit sie nicht durch einen unglücklichen Zufall [S.2] in die Hände eines radikalen Schuften fallen mögen; ich sage dies nicht der politisirenden Stellen wegen, die in meinen Briefen vorkommen; diese darf jedermann hören; hingegen kommen andere lächerliche Stellen vor, die sich eben nur durch unsre erbärmlichen Verhältnisse erklären lassen und die mich vor aller Welt lächerlich machen, als Renommisten, Simpel etc. qualificiren würden. — Dies schreibe ich aus dem einfachen Grund, weil vor etwa 2 Jahren einmal ein Brief Bernhard Meiers von Luzern, den er als Student an seine Alten geschrieben haben sollte, veröffentlicht wurde; allerdings kam viel Auffallendes darin vor, das sich aber wahrscheinlich aus seinen Verhältnissen leicht hätte erklären lassen; und eine Schurkerei war es jedenfalls, jenen Brief zu veröffentlichen. — Also meine Briefe mögen verbrannt werden!

Hat eigentlich der David160"Davids" werden in den Memorabilien der Zeit der Meta Heusser mehrfach erwähnt, ohne nähere Angaben.schliessen von Kappel den Sommer einmal geheirathet; das wünsche ich nun einmal beantwortet zu haben, ferner, wann pussirt eigentlich Theodor, er wird doch nicht nur so in den Tag hinein immer vom Heirathen sprechen. Ferner wünsche ich zu wissen, ob eigentlich der Fisch in der That schon schlecht steht mit seiner Frau,161Ida Fisch-Hagenbuch war die jüngste Schwester von Frau Pfarrer Wild.schliessen prügelt er sie etwa schon? ich habe ihn nämlich nicht um sein Verhältniß befragt, da er mir wohl nicht mehr schreiben wird. Was macht der Jean Fries162Johann Heinrich Fries (1819-1872) lebte als Kind mit seiner Familie einige Monate im Doktorhaus im Hirzel, wo Dr. Heusser seinen Vater 1826 während einer schweren Depression behandelte. Die Familien blieben eng befreundet. Jean wurde Kaufmann. Vgl. M. Heusser, Hauschronik, S. 94f. und den Stammbaum der Familien Wirz-Fries-Heim bei R. Schindler, Memorabilien.schliessen mit seiner Frau,163Sophie Heim-Fries (*1820).schliessen und seinen x Schwestern?164Die Malerin Anna Susanna Fries (1827-1901) und Josephine Albertine Schlatter-Fries (1831-1887).schliessen

In Berlin treibe ich Chemie und Mathematik und werde nächstes Frühjahr, denke ich den Dr. machen; übrigens werde ich nächstens noch einmal weitläufig an Hr. Pfr. Wild schreiben. Ritters Colleg ist ganz nett, aber jedenfalls merkt man ihm das Alter bedeutend an, in vielen Beziehungen.

Vor 14 Tagen habe ich mehr an Euch geschrieben durch Fisch, welchen Brief Ihr von ihm werdet erhalten haben.

Wenn es mit Rooses wieder so gut geht, wie vor einem Jahr, so freut es mich; Mitgeben kann ich ihm nun auch Nichts, da er erst nach England und Frankreich reist, indem er selbst sagte, er hätte sonst gerne etwas mitgenommen, so sei es ihm aber doch unangenehm.

Lebt wohl! Euer: J. Heusser.


Zurück zum Register