Brief Nr. 55 – 12.10.1856
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55 12.10.1856
[Entlebuch, 12. Oktober 1856]
Liebe Eltern!

Da sich mein Aufenthalt im Entlibuch etwas länger hinzieht, als ich glaubte, so will ich einmal zur Feder greifen, um Euch zu melden, wo ich gegenwärtig bin. Das Entlibuch erstreckt sich von Luzern aus gegen den Kanton Bern hin etwa 10 Stunden; an der Grenze beider Kantone begann meine Arbeit und ich habe mich zuerst zwei Wochen im obersten Dorf, Escholzmatt, aufgehalten, und bin von da heruntergerückt nach Schüpfheim und Entlibuch selbst, wo ich mich gegenwärtig noch aufhalte; ich bin zwar bereits eine Stunde weiter als Entlibuch, und werde daher morgen nach Wolhausen umsiedeln, wo ich im Rößli logiren werde, falls etwas zu berichten ist. Ich habe jetzt in den verflossenen 4 Wochen ziemlich genau die Hälfte meiner Arbeit vollendet, denke aber mit der anderen Hälfte in kürzerer Zeit fertig zu werden. In den verflossenen 4 Wochen hatte ich theils viel Regenwetter, theils geht es überhaupt jetzt rascher, als Anfangs, so daß ich denke etwa in 3 Wochen fertig zu sein und dann nach Hause zu kommen. [S.2] Das Entlibuch ist ein ganz schönes Alpenthal, ähnlich der Gegend von Ägeri, Einsiedeln, Sattel, etc. Obstbäume hat es im oberen Theil wenige oder gar keine, von Entlibuch abwärts aber sehr viele, und daher gibt es auch von hier abwärts vortrefflichen Most. —

Sollte es, wenn ich am Fuße des Pilatus sein werde (Malters und da herum) noch einen recht schönen Herbsttag geben, so werde ich noch schnell den Pilatus ersteigen.

Grüßend:
J. Ch. Heußer
Entlibuch, Sonntag Morgen, den 11t. (?)346Das Fragezeichen ist von Heusser gesetzt; tatsächlich war der Sonntag der 12. Oktober.schliessen October


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