Jakob Christian Heusser – Briefe an die Familie

Brief Nr. 11a – 9.1.1849
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11a 9.1.1849
[Berlin, 9. Januar 1849]

Grüße an Mama von einem Hr. Schmidt, über den ich an Hr. Pfr. Birch geschrieben habe.

Meine Lieben!
Schnelle Antwort mit Einschluß von Rümlingen, weil ich Geld brauche!

Zunächst müßt Ihr mich bei Hr. Pfr. Wild entschuldigen, daß ich ihm jetzt nicht schreibe; ich hatte im Sinn über die Neujahrsferien eine Menge Briefe zu schreiben; nun bin ich zu lange in Magdeburg geblieben, und habe jetzt wieder elend viel zu arbeiten. Länger durfte ich wohl den Brief an Papa nicht aufschieben, der an Hr. Pfr. Birch ist nothwendig Anpumpens halber, und der an Staub135Wohl der auf Wechselgeschäfte spezialisierte Makler und Kaufmann Carl Staub (*1813), Sohn des mit der Familie Heusser befreundeten Kaufmanns Johannes (Jean) Staub (1778-1843), der in Meta Heussers Memorabilien der Zeit mehrfach erwähnt wird. Zürcher Bürgerbuch 1851, S. 221.schliessen (den ich einfach auf die Post zu legen bitte) ist schon lange geschrieben. Nächstens wird jedenfalls Einer folgen und kann dann auch eher etwas Interessantes bringen, nämlich den Erfolg von der geographischen Gesellschaft; von einer Empfehlung an Ritter träumt nicht mehr! ich hoffe die Sache wird sich sonst machen. Am Ausbleiben der Empfehlung schreibe ich übrigens Fisch keine Schuld zu; ich bin überzeugt, daß er that was er konnte; antworten dagegen, wenn auch nur einige Worte, hätte mir Fisch wohl dürfen trotz Weib und Kind, zu dem ich ihm gratuliren lasse, oder vielmehr ihr, der Frau nämlich, so wie auch zu gleicher Zeit [S.2] aus demselben Grunde der Frau Pfr. Wild. — Uli d. Pächter136Jeremias Gotthelfs "Uli der Pächter" hatte Heusser zu Weihnachten in Magdeburg geschenkt bekommen.schliessen ist famos, um so mehr in Berlin zu lesen. — In Magdeburg war es auch famos; überhaupt glaube ich jedenfalls, in Norddeutschland eher zu finden, was man in Zürich vergebens sucht; zu dem Urtheil komme ich übrigens nicht nur durch Magdeburg, sondern auch durch Bremen und Berlin selbst (Hr. Roose und Frau). — Übrigens muß ich trotz dem Sprichwort: "Wer sich entschuldigt, ehe man klaget, etc." noch sagen, daß ihr auf dem Holzweg seid, wenn Ihr allenfalls glaubt, ich sei verschlossen. Am Altjahrabend wurde Punsch getrunken und nachdem man sich nach meiner Familie erkundigt hatte, aufs Wohlsein meiner 4 Schwestern angestoßen, wobei ich im Stillen noch an Andere dachte. — Ritter hörte ich im Sommer; das Weitere von meinen Collegien könnt Ihr dann von Hr. Pfr. Wild vernehmen. So Interessantes, wie z. B. daß Abegg137Christians Schulkamerad Jakob Friedrich Abegg (1824-1896) war der Sohn des Wundarztes Anton Abegg (1792-1861), der bis zur Eröffnung der Universität Arzt des Spitals und des Zuchthauses am Oetenbach gewesen war. HBLS I, S. 52.schliessen durchs Examen gefallen, dürft Ihr mir wohl schreiben. — Daß der Zaigerrhain verkauft ist hole der Teufel! Die Geschichte von Gattiker-Kueret138Diese Anspielung lässt sich nicht aufschlüsseln.schliessen hatte ich das Glück einmal aus seinem eigenen Munde zu hören!

Euer: J. Chr. Heußer.
Berlin den 9t. Januar 1849.

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