Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer
22.4.1800
Mehr Deemuth vor Gott u. Menschen, mehr Unterwerfung an Ihn u. seinen Willen – wie bald würde Ruhe u. Frieden in unser armes Vaterland zurük kehren! Aber ach, man darf nicht dran denken, wie Gott bey allen Zeitereignissen vergessen, u. bey dem eingeführten Gleichheitsystem keine Deemuth andrer unter andern gefunden wird: dies leztere – das Gleichheitsystem fesselt noch immer den Bauer, daß er seine offenbare Sünde nicht erkennen kan, noch weniger gestehen will: auch, wenn er etwa darauf geführt wird, sie – diese begangene Sünde mit seinem Mund, mitten in dem er sie in seinem Herzen fühlt, zubekennen – da ist kein Laut u. keine Spraache in ihrem Mund. Nicht der unbeschreibliche Jammer und das Gränzenlose Elend, das auf unserm Vaterlande ruhet, rühret sie: aber, wenn so alles seng machender381
versengender.schliessen
Föh[n]wind wehet, wie nun ein paar Tage immer im Land ist, da jammern sie [um] ihre Zwetschgen-, Kirschen-, Birn- und Apfelbaüme; da hängen sie ihre Köpfe, als wenn ihnen mit Entziehung dieses Nuzens die gröste Strafe angethan würde. Freylich ist sies in gewissem Sinne, weil das Hauptzweige ihres Gewinns u. ihrer Handlung sind: Aber der Krieg, der ausbrechen wollende Krieg ist ihnen das bey weitem nicht: denn sie haben die Hofnung, ihre angefangene Revolutionssache erhalte wieder Stand u. festen Gehalt. ––
vorheriger nächster
