Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer
25.1.–31.1.1799
Bemerkungen.
Unsre neüe Constitution171Nachdem unter französischem Druck mehrere Kantone die neue helvetische Verfassung aufgrund des sog. Basler Entwurfs angenommen hatten, gab Lecarlier am 28. März 1798 bekannt, daß sich diese Annahme nur auf den Pariser Entwurf beziehen könne. Auf dieser Grundlage versammelten sich am 12. April 1798 die schweizerischen Abgeordneten in Aarau, um die helvetische Republik zu konstituieren.schliessen
will u. fordert Erleüchtung, Aufklärung ...172In der Einleitung zur Helvetischen Verfassung heisst es unter Punkt 4: "Die zwei Grundlagen des öffentlichen Wohls sind Sicherheit und Aufklärung – Aufklärung ist besser als Reichtum und Pracht." ASHR, Bd. 1, 567. Von Vernunft ist dort nicht die Rede, aber es ist klar, dass Aufklärung und Freiheit, deren Unveräusserlichkeit im Punkt 5 postuliert wird, naturrechtlich begründet sind.schliessen
Aber nicht die Erleüchtung u. Aufklärung von Obenherab, sondern von der menschlichen Vernunft, entschöpft den ursprünglich natürlichen Menschenkräften. Allein, was sagt da die Geschichte aller Völker u. aller Zeit?
a.) daß alle menschliche Vernunft an u. vor sich ohne höhere Cultur Finsterniß seye.
b.) daß alle politische Aufklärung, die je unter ein Volk gekommen, ihr Licht von der religiosen Aufklärung, die auch in der Welt ist u. aus der nicht verbannt werden kan, geborgt u. dann für eigne Waar und Sache an den Mann gebracht habe.
c.) daß mithin die Welt u. Erde an u. für sich ein Dunkel – ein Chaos seye: u. solches ist u. bleibt, wenn der Geist Gottes nicht immer auf ihren Wassern schwebet.173
Anklang an 1. Mos. 1,2f. , wo durch den Geist Gottes das Licht auf die Erde kommt.schliessen
d.) Und das – was heisst es? gewiß das, daß die Welt schon längst truz all ihrem Licht u. ihrer Aufklärung zertrümmert u. untergangen wäre, wenn Gott nicht sein Licht in sie gesendet u. seine Aufklärung in ihr hätte aufgehen lassen.
e.) wer ist allso, der die Welt bey allem politischen und religiosen Wirbel, durch den sie unaufhörlich herum getrieben wird, noch hält? gewiß Jesus Christus, u. sein Licht, sein Recht, u. seine Wahrheit, die Er in die Welt hat ausgehen lassen.
f.) Dies wird jeder zugeben müssen, der an die biblische, u. an die allgemeine Weltgeschichte glaubt.
g.) In u. bey Jesus Christus ist nach der ganzen Menschengeschichte die wahre Aufklärung und Erleüchtung allein zusuchen u. zufinden.
h.) Denn Er ist u. war u. bleibt das wahrhaftige Licht, das jeden Menschen, der in die Welt kömt, erleüchtet, d. h. einzig wahrhaft u. einzig gut aufkläret.
i.) Dies zeigt sich vornemlich daraus, daß seine Verehrer u. Anhänger zu allen Zeiten u. unter allen Völkern die aufgeklärtesten Menschen gewesen u. von ihnen alle wahrhaft gute, die Völker der Erde wahrhaft beglükende Gelehrsamkeit, Aufklärung, Freiheit u. Gleichheit in die Welt ausgegangen ist.
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