Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer

5.12.–9.12.1797
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Den 5–9.
Meine Geschichte ist immer Ein u. Ebendieselbe alleinige.60
Zu dieser Ansicht Schweizers geben die vorhergehenden Tagebuchbände von 1775-1796 reichlich Anschauungsmaterial; vgl. dazu das Begleitbuch zur CD, passim.schliessen
Ich habe schon bey 30 Jahren allein stehen, allein kämpfen u. bethen müßen, u. das muß ich noch bis auf den heütigen Tag Truz all den christlichen Verbindungen, in die ich in diesen 30 Jahren gekommen bin. Noch kenne ich den Menschen nicht, der mit seinem ganzen Menschen in meine Bedürfnisse hinein gestiegen seye, u. die ohne alles Beding u. Anhang angenohmen u. empfunden habe. Selbst meine izigen Nähesten machen Einwendungen u. Einschränkungen: sie denken sich diese meine Bedürfnisse nie ganz als individuell schweizerisch, sondern immer in Gesnerischem Verhältniß: u. daher entstehen in unserm engsten Craisse Collisionen, die uns manchen bittern Tag machen, wo ich zwar durch jeden näher zu meinem Gott gestossen u. der mir von Mal zu Mal unentbehrlicher gemacht wird. Mein Gott! wen habe ich im Himmel – wen auf Erden, wenn ich Dich nicht habe? O Du bist noch meine Zuflucht u. meine Zuversicht! Wenn ich Dich nicht mehr habe – wenn Du mir entrükt werden köntest, dann würd ich all mein menschliches Wesen zusammen rollen, u. ausathmen – Wo?
O Herr! Halte mich beym Glauben an die Menschheit; wenigstens beym Glauben an meine menschlichen Kinder, die Du mir gegeben hast, die zu christlichen Kindern u. Menschen zumachen ich heiss von Dir flehe!

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