Die Tagebücher des Pfarrers Diethelm Schweizer

15.5.1800
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Den 15 May.
1.
Das ruhige stille Hinscheiden u. Leben ablegen auf'm Krankenbeth, umgeben von seinen Liebsten, beweint von denen, das ist das beste u. das menschlichste Sterben: so sollten alle Menschen sterben könen: von irgend einer andern Todesart u. Todesweise sollte man in der Menschheit nichts wissen: aber die hat hierin schreklich ausgeartet, u. ist ihre eigene grausamste Mörderin geworden, was der gegenwärtige Krieg am traurigsten lehrt u. beweisst.
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2.
Das avanciren der Franzosen ist in mancher Rüksicht furchtbar: mit ihnen avancirt der Geist des Antichrists, die Macht der Bedrükung u. Beängstigung aller Städte u. Dörfer, wo sie hinkommen: u. oben drein werden wir ihrer nie los. So lange die Schweiz stehet, hat sie noch nie so ein Sklavenjoch getragen: wer wird ihr Befreyer davon seyn? gewiß, wir Schweizer selbst nicht, denn wir sind entnervt, u. unser altes Schweizerblut ist verrevolutionirt. Wenn wir je wieder gesund u. stark werden sollen, so muß uns ein Arzt zu Hilfe kommen, der uns von innen u. aussen heilen, u. uns von den Freyheitsrufern mit dem Sklavenjoch erlösen kan. Gottlob, daß wir diesen Arzt u. Helfer kennen u. zu Ihm bethen dürfen!
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