Wir giengen heüt Nachmittag mit der l[ieben] Kramer¹⁴¹² auf Besuch nach Kappel: wir trafen eine zimliche Gesellschaft an, derethalben aber wir uns nicht schenirten: Käther Cramer war meist bey Frau Chorherr Tobler,¹⁴¹³ die da war; meine Lieben bey Frau Pfarrerin¹⁴¹⁴ u. ihrer Schwester;¹⁴¹⁵ u. ich bey Hrn. Pfarrer¹⁴¹⁶ u. bey Cammerer Fäsi von Rifferschwyl,¹⁴¹⁷ der mit seiner Frau u. einer andern Frauensperson da war.
Herr Cammerer erzählte mir, man hab ihm gesagt, die Hirzler seyen sehr unzufrieden mit ihm – weil er für mich auf Zürich soll geschrieben haben. u.
Herr Pfr. Tobler erzählte mir, daß die Hirzler, die an der leztern¹⁴¹⁸ Ostern zu Kapel das H[eilige] Abendmahl genohmen, seine Gemeine sehr geärgert haben, so daß seine Vorgesezten im Nammen der Gemeine ihn ersucht haben – wenn auf das heil[ige] Pfingstfest wieder Hirzler in ihre Kirche kommen sollten, so solle er ihnen das H[eilige] Abendmahl nicht reichen. Diesmal habe er keine gesehen, aber zu Hausen sollen einige gewesen seyn; unter andern die Pfeifer Hubers.¹⁴¹⁹
Nach 5 Uhr tratten wir wieder unsern Rükweg an: die l[iebe] Bäbe Heß¹⁴²⁰ kam eine gute Strecke mit uns; sie konte uns schier nicht laßen: da sie von uns geschieden, giengen wir gemächlich unsern Gang fort unter allerhand Bemerkungen über die gesehenen Personen; u. unter allerhand Gesprächen. Da wir zu Baumanns Haus bey der Sihlbruk¹⁴²¹ kamen, war da eine Stubenvoll Trinker, die uns zuriefen – wir sollen auch zu ihnen herein kommen. wir grüssten sie, eilten vorbey, u. waren froh, nur mit dem draus gekommen zuseyn. wir wandelten nun das Loch¹⁴²² hinauf; da wir etwas in die Höhe kamen, hatten wir einen herrlichen Anblik: die scheidende Sonne beleüchtete nemlich gar herrlich die Gipfel der vor uns ligenden Tannenwälder; die l[iebe] Käther weidete sich ganz an diesem ihr noch nie so nah zu gut gewordenen Anblik. Froh über diesen Tag betratten wir nach 8 Uhr wieder unsre Wohnhütte, u. traffen unsre 5 Töchter voll froher Freüde an.