30.10.1803
Heüte predigte hier mein Neveü – Jaque Gesner1824Röm. 12,2 : "Und richtet eüch nicht nach dieser Welt, sondern wandelt eüch um durch die Erneuerung des Sinnes, damit ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." Die Stelle steht unter dem Titel: Der vernunftgemässe Gottesdienst.schliessen Die Kraft dieser apostolischen Ermahnung stellte er zimlich gut dar durch das Gemäld eines Weltmenschen u. eines Christen. Sein Vortrag war noch etwas furchtsam, u. daher ein wenig eintönig: er schien, wie er selbst sagte, mehr aus dem Gedächtniß als aus dem Herzen zureden.
Es war ein gar lieblicher Sontag, daher spazierten wir Abends auf die Höhe, wo wir die Seeseite ganz hell, hingegen die Zugerseite in dichtem Nebel umhüllt sahen; der schien über diese Gegend wie ein Meer sich zuverbreiten, wo dann etwa ein Hügel, oder Wäldchen ein wenig hervor ragte: es war recht feyrlich, über diese mit Nebel bedekte Gegend hin zuschauen, besonders im Gedanken, wie viele 1000 lebendige Geschöpfe unter diesem Nebel athmen und noch Licht haben, u. alle sich mit etwas beschäftigen, ohne daran gehindert zuwerden.
Da wir wieder nach Hause gekommen, hielten wir bald unsre Feyrstunde,1826
Jakob Gessner d.J. (1782-1806), dritter Sohn von Hans Caspar und Bäbe Gessner-Hess; ord. 1804, Vikar in Horgen, 1805 Katechet in Oberstrass, verfiel in Melancholie und hungerte sich zu Tode; ZhPfrB, 296.schliessen
über Röm. XII,2 anf. "Stellet eüch nicht gleich dieser Welt."1825Es war ein gar lieblicher Sontag, daher spazierten wir Abends auf die Höhe, wo wir die Seeseite ganz hell, hingegen die Zugerseite in dichtem Nebel umhüllt sahen; der schien über diese Gegend wie ein Meer sich zuverbreiten, wo dann etwa ein Hügel, oder Wäldchen ein wenig hervor ragte: es war recht feyrlich, über diese mit Nebel bedekte Gegend hin zuschauen, besonders im Gedanken, wie viele 1000 lebendige Geschöpfe unter diesem Nebel athmen und noch Licht haben, u. alle sich mit etwas beschäftigen, ohne daran gehindert zuwerden.
Da wir wieder nach Hause gekommen, hielten wir bald unsre Feyrstunde,1826
Unter "Feyrstunde" versteht Schweizer ein ausserhalb der Kirche im kleinen Kreis der Frommen eingenommenes "Privatabendmahl", wie er sie seit Februar 1778 in steigender Intensität mit den Töchtern der Familie Gessner feiert; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Gemeinschaft in Christo".schliessen
u. nachher noch eine ernste Unterredung über die absolute Unentbehrlichkeit des gekreüzigten Menschengottes für uns Sünder u. Todeserben. ––
