30.3.1805
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Samstag den 30.
Heüte redeten wir mit dem l[ieben] Caspar2577
Kaspar Gessner (1780-1812), Sohn des Hans Caspar Gessner und der Bäbe, geb. Hess, Tapezierer.schliessen
von Nannette Lavater.2578
Anna Lavater (geb. 1780), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel.schliessen

Erst forschten wir seine Gedanken über das Heürathen aus.
Mit aller Offenheit erzählte er uns, wie es ihm mit Sara Tobler2579
Sara Tobler (1784-1869), Tochter von Franz Heinrich Tobler, Pächter, später Besitzer des Landgutes Au; verh. mit 1) 1808 Georg von Tscharner, Ökonom in Jenins, 2) 1826 Johann Jakob Huber von Wädenswil; W. Ganz, Die Familie Tobler von Zürich, Stammtafel 9.schliessen
gegangen, u. wie er von ihr glaube, daß sie nur aus Verführung von ihm gewichen: indeß halte er u. mit ihm seine Aeltern u. auch Onk[l]e Pfarrer2580
Hans Georg Gessner (1765-1843), seit 1799 Pfr. am Fraumünster.schliessen
beym Fraumünster sie für eine Person, die keinen Charakter habe: u.s.f.
Wir haben, sagten wir, schon lange an eine Person gedacht, von der wir glauben, daß sie sich nicht übel für ihn schike; sie sey eines muntern Humors, habe eine gute Auferziehung genoßen, verstehe alle Hausgeschäfte, könne alle wirklichen Arbeiten, habe keinen Bruder, nur eine Schwester, die vermuthlich nicht heürathen werde, daher sie mit der Zeit zimlich artige Mittel bekomme, u.s.f.
Ob ich sie ihm nennen solle?
Mit Lächeln u. mit sehr gespannten Ohren sagte er: ja freylich.
Nun, es ist die jüngere Tochter von Hrn. Pfarrer von Horgen.
Die kenne ich nicht, sagte er; ists die, aus der unser Jaque2581
Jakob Gessner (1782-1806), der jüngere Bruder von Kaspar, der kurze Zeit als Vikar im Horgener Pfarrhaus lebte; vgl. Tagebuch v.a. vom November 1804.schliessen
so viel macht?
Nein, erwiederten wir, dies ist die aeltere, die Lisette: die von der wir reden, heisst Nannette; u. wir glauben nicht, daß er werde abgewiesen werden, weil wir wissen, daß ihre Aeltern u. auch diese beyden Töchtern eine sehr grosse Hochachtung für seine Aeltern u. für unsre ganze Verwandtschaft haben. Nicht daß wir da die Ehe machen wollen; nur unsre sorgende Liebe für ihn habe uns erwekt, ihn auf diese Person aufmerksam zumachen: alles überlaßen wir ihm u. der Leitung des Herrn: er müsse heürathen u. für sich heürathen, u. allso seine ganze Freyheit zuwählen haben.
Aber, aüßerte er sich izt, wie kan ich sie zusehen bekommen?
wir erwiederten: die Jungfern zu Horgen haben schon lange mit unsern Töchtern abgeredet, einmal mit einander auf2582
Mundartl. für: nach.schliessen
Zug zugehen u. da einen Tag zuzubringen: wie, wenn er dies Reisli in meinem Begleit mitmachte?
Ja, das dünkte ihn schiklich, sagte er, so sähe man einander in einem freündschaftlichen Cirkel, u. da lasse sich schon viel beobachten: wenns nur bald geschähe!
Das wird sich schon geben, sagten wir: er könne nun alles, was wir ihm gesagt, seinen Aeltern entdeken, u. ihre Gedanken hierüber vernehmen.
Weiter u. Mehrers konnten wir nun mit dem Lieben nicht reden. Er schien gerührt zuseyn, u. dankte uns für unsre Liebe.
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