29.11.1804
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Donstag den 29.

Da ich vermuthete, u. es zum Theil aus einem Briefgen der l[ieben] Lisette Lav[ater]2395
Anna Elisabetha Lavater (geb. 1772), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel.schliessen
schloß, daß in dieser Woche mit dem l[ieben] Jaque geredet, u. ihm angezeigt worden sey, daß er auf das Vikariat zu Horgen Verzicht thun müße; so fühlte ich mich heüte gedrungen, zu seiner Beruhigung u. Ermunterung folgendes an ihn zuschreiben ...2396
Dieser Brief ist nicht abgeschrieben worden. Schweizer hat dafür die letzte halbe Seite von Bogen 104 und die ersten drei Seiten von Bogen 105 ausgespart.schliessen

[105]

An seine Aeltern schrieb ich heüte dieses ...

"Es war mir unbeschreiblich lieb, daß die l[iebe] Lisette Lav[ater] eüch auf das Resultat ihrer Aeltern wegen eürem l[ieben] Jaque2397
Jakob Gessner d.J. (1782-1806), dritter Sohn von Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess; ord. 1804, Vikar in Horgen, 1805 Katechet in Oberstrass, verfiel in Melancholie und hungerte sich zu Tode; ZhPfrB, 296.schliessen
vorbereitete. Die Liebe leidet unter dieser Veraenderung der Sache unbeschreiblich.
Eüre Lage fühlen wir ganz; so eine daniedergeschlagene Hofnung thut weehe: aber es zeigt sich immer deütlicher, daß der Herr auch in der Vereitlung unsrer Hofnungen handelt. Und das sollte uns nicht genügen? das uns nicht beruhigen? Es geschahe, ihr Lieben! was immer tief in meinem Herzen lage, was ich aber bey dem aufscheinenden Plan des Herrn mit eürem Jaque nicht aüssern durfte ... 'daß nemlich dieser Liebe nicht zu Hrn. Pfr. in Horgen paße, u. der nicht für ihn!' Es wird aber Herrn Pfarrer von Horgen schwer fallen, einen Vikar nach seinem u. seiner Gemeine Sinn zufinden: u. findet er einen solchen, so ist gewiß all ihr haüsliches Glük dahin; u. die beyden l[ieben] Töchtern werden in Labyrinthe hingeworfen, die, wie ich weiß, die l[iebe] Lisette nicht aushalten wird; sie wird abserben2398
Von mhd. serben: dahinkränkeln, dahinwelken.schliessen
u. heim gehen.
In Absicht auf die Lage, in der ihr eüch nun des l[ieben] Jaquens halben befindet, schreibe ich eüch was die l[iebe] Heß2399
Judith Hess-Bernet (geb. 1762), Tochter des Ratsherrn Caspar Bernet und der Cleophea, geb. Weyermann, heiratete den Waisenvater Lorenz Hess; Hauschronik, 63. Der hier erwähnte Brief wird im April nicht verzeichnet; hingegen erinnert sich Schweizer am 17. Januar 1805 an einen Brief von Judith Hess vom 29. April 1804, den er damals nicht beantwortet hatte; vgl. Tagebuch vom 17.1.1805.schliessen
zu St. Gallen mir am End des lezten Aprils geschrieben: "Jedes thränenreiche Dennoch wird der Herr vergelten." Ja die lieben uns einzig haltenden u. tröstenden Dennochs seyen eüch nahe, u. erheben eüern Glaubensmuth, daß der Herr für eüern l[ieben] Jaque anders u. gewiß gut sorgen werde. Wir taüschten uns in unsrer Hofnung, aber Er nicht in seinem Plan. Eüer Jaque gehörte nicht gen Horgen; davon bin ich ganz überzeügt. Und, wohin er gehöre, das wird der Herr zeigen, u. gewiß bald zeigen. Seyd nur Sorgelos über die izige Beruflosigkeit eüers Jaquens. Arbeitlos ist er nicht, u. solls nicht seyn, u. wirds nicht seyn; seyne Arbeit für sich wird ihn eben bilden zu einem Beruf, den der Herr ihm anweisen wird.
Es soll mir lieb seyn, zuvernehmen, wie ihm Hrn. Pfr. Lavaters Entschluß kund gethan worden, u. was der Liebe darüber gesagt? Mich dünkt, man müsse ihn immer darauf führen, daß sein Seyn zu Horgen nur Probe gewesen, ob er da seyn köne oder nicht? Nun es sich gezeiget, daß dieser Orth für ihn nicht seye, so seye die Probe gemacht; u. man müsse sich mit Ruhe darein finden. Dies dünkt mich wird den Lieben ammeisten beruhigen: u.s.f."

 


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