29.3.1804
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Den 29 hoher Donnerstag.

Diesen Morgen um 6 Uhr kame Schuhlmeister1971
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
zu mir mit der Anzeige, daß die vorige Nacht eine Staffete vom Wille1972
Johann Jakob Willi (1772-1804), geb. in Horgen, Schuster, dann Soldat in spanischen und französischen Einheiten, 1801 Rückkehr nach Hause, Führer im Bockenkrieg; HBLS VII, 544; Leuthy, Vollständige Geschichte von dem Bockenkrieg, 201; Graber, Zeit des Teilens, 310.schliessen
– er nennt sich Cheff der Gerechtigkeit suchenden Truppen – an die Gemeine Hirzel angelangt sey, in der dieser Willi sie auffordere, sich mit ihm zuvereinigen, u. ihm Hilfstruppen zuschiken; wiedrigen Falls er ihr heüte noch 100 Mann Exekutions Truppen schike. Der Gemeindrath hab ihm aber geantwortet: "er habe durch eine Deputatschaft mit der Standeskommission zu Zürich unterhandelt, u. der versprochen, so viel an ihnen lige, in der Gemeine Stille u. Ordnung zuhalten: er werde es einsehen, daß sie gegen dies ihr Versprechen nicht handeln köne." u.s.[f.] ich gab nun den Rath, daß man diesen willischen Brief samt der Antwort des Gemeindrath auf der Stelle der Standeskommißion zuschiken solle; man werde gewiß durch das Amt in die Stadt kommen könen: u.s.f. allein, man befolgte diesen Rath nicht.
Da wir izt allein waren lasen wir mit einander einige Gesänge aus Lavaters Messias1973
Wahrscheinlich Johann Caspar Lavaters Jesus Messias oder die Evangelien und Apostelgeschichte in Gesängen, 4 Bde, Winterthur 1783-1786. Lavater hatte ein zweites Epos Jesus Messias oder die Zukunft des Herrn, nach der Offenbarung, Zürich 1780, geschrieben, das Schweizer wegen der seiner Ansicht nach nicht bibelkonformen Offenbarungsauslegung kritisiert hatte; vgl. Schweizers Tagebuch vom 26.10.1780, Bg. 268,1f. (Ms Z V 607) u. im Begleitbuch zur CD das Kap. II, darin: "Auf der Suche nach religiöser Gemeinschaft". – An diese Lektüre erinnert sich auch Meta Heusser-Schweizer noch (vgl. Hauschronik, 48), bettet sie allerdings in einen dramatischen Kontext ein, indem sie sie mit dem Erscheinen von Willis Truppen zusammenfallen lässt. Von der bei Meta Heusser erwähnten Lektüre von Klopstocks Messias ist in den Tagebüchern Schweizers nie die Rede; vgl. auch im Begleitbuch das Kap. II, darin: "Von der Literatur zur Bibel".schliessen
u. auch eine Hohendonnerstag Predigt von diesem sel. Lieben. Darnach kame s Lisabethli,1974
Möglicherweise Elisabeth Küderli von Horgen; vgl. Tagebuch vom 7.2.1803.schliessen
vom Ort1975
Heute (Unter-, Mittel- u. Oberort) Au-Wädenswil.schliessen
um uns zubesuchen u. zusehen, wie wirs haben, u. das erzählte uns dann, wie es gestern am Ort ergangen – was ich zwar hier nicht beschreiben will.
Bald nach dem Mittageßen kame Schuhlmeister wieder zu mir, u. sagte – der Willi sey mit seinem Volk bey der Tanne,1976
Das im gleichnamigen Weiler östlich von Schönenberg gelegene Gasthaus Tanne ist das älteste Wirtshaus in Schönenberg, 1523 erstmals erwähnt; vgl. Peter Ziegler, Schönenberg, 44. Hier treffen sich die Verschworenen des Bockenkriegs; Graber, Zeit des Teilens, 303f.schliessen
im Schönenberg, lige da auf der Kutsche1977
In der Stube eingebautes Ruhebett, auch tragbares Bett, Bahre; vgl. Grimm 11, Sp. 2887f.schliessen
mache Patronen, u. sey an einem Fuß verwundet, u. habe wieder neüe Ordre an die Hirzler geschickt, daß alle militairische Mannschaft von hier diesen Nachmittag um 3 Uhr beym Strasshaus1978
Hof zwischen Horgen-Arn u. Burstel (Wädenswil).schliessen
sich befinden u. mit ihm auf Horgen ziehen soll. Was sie nun thun wollen? fragte ich. Nichts, erwiederte Schuhlmstr. gar nichts: sondern ruhig u. still u. auf unsrer Hut seyn – das wollen wir thun. Nun ja, sagte ich, das ist recht, das freüt mich: so wird die Hirzlergemeine sich keine Schuld aufladen: u.s.f.
Auf den Abend erhielten wir ein stilles Stündgen, wo wir mit einander das H[eilige] Abendmahl genießen, u. zu unserm Gott bethen, u. Ihm uns anbefehlen konnten. Dadurch wurden wir wieder mächtig gestärkt.
Auch wurden wir noch inne, daß die willische Horde von der Tannen aufgebrochen u. bis unter Horgen marschiert seye: es ließ sich keiner von ihnen im Hirzel sehen. Auch war in der Nacht alles ruhig u. still: wir konnten unter unsers guten Gottes Schuz u. Schirm alle wohl schlafen: u. das noch alle Nächte bisher; u. weiter wird der Herr, auf den wir vertrauen, sorgen!
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