28.11.1802
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Sontag den 28.
Die Nacht über verspührten wir nichts: aber am Morgen kam der Siegrist846
Schäppi; im 18. und 19. Jh. übten die Schäppi während Generationen das Sigristenamt aus; sie wohnten im nördlichen Teil des Flarzhauses unmittelbar bei der Kirche.schliessen
u. entdekte mir, daß die Kanzel mit 3 Schrauben verschraubt u. das Brett, auf dem ich stehe, aus der Kanzel weggenohmen sey: ich ließ sie so gleich entschrauben, u. ein ander Brett hinein thun.
Wir rüsteten uns zur Kirche, u. still u. unangefochten konten wir in die gehen: ich konnte dem vor 8 Tagen begrabenen Felix Strikler847
Der Bruder des Schulmeisters.schliessen
abdanken: u. Gesang, Gebeth, u. Predigt gienge gut von Statten: u. so auch die Kinderlehre: es waren auch ungefehr gleich viel Leüte in der Kirche, wie sonst.
Die Geschichte des gestrigen Tages überschrieb ich nun dem Hrn. Antistes848
Ein Reflex dieses Briefes findet sich im Brief von Antistes Hess an den Regierungsstatthalter vom 30.11.1802, vgl. Dok. 7.schliessen
[Dok. 7] u. dem B[ürger] Reg. Stadthalter;849
Zwei Entwürfe zum Brief an den Regierungsstatthalter haben sich im Nachlass (FA Schweizer/Heusser D I 7) erhalten; der Brief an den Antistes findet sich aber dort nicht.schliessen
das mir alle Zeit hinnahm: daher meine Nette an unsre Lieben schrieb: u. zwar unter anderm auch dieses ...
"Es ist uns recht sonderbar zu Muth, daß uns der Herr nun einmal so öffentlich zum Zihl der wilden revolutionairen Bosheit gestellt hat – uns, die wir in unserm Leben nichts so sehr wie die verborgene Stille geliebet. Dennoch halten wir Ihm gerne still: denn wir wissen gewiß, daß es so sein Wille ist, der uns heilig u. theüer ist, auch wenn er durch wilde Rotten an uns erfüllt wird. Das hatte unsre Gemeine nicht geglaubt, daß wir so stehen werden: die einen glaubten uns zu schwach und nachgebend, die andern zu stolz: sie kannten alle die Stärke der Wahrheit nicht, u. daher sind sie so an uns angeprellt. Denn das dürfen wir ihnen allen mit freyem Angesicht sagen – wir haben uns gegen die Gemeine in nichts verschuldet. Worin wir uns vielfältig versündigt, das ist nur gegen unsern Gott u. uns selbst. Aber eben das empört sie gegen uns, daß sie so aus einem ganz andern Geiste denken, reden u. handeln, als wir, u. sie doch keine gerechte Klage gegen uns haben."
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