28.4.1803
kame Morgens gleich nach 8 Uhr Gv. Schuhlmstr.1237
"Es seyen einige für mich recht Gutgesinnte in der Gemeine, die wünschen u. mich ersuchen lassen, daß ich mich verwenden möchte, daß nicht eine zu scharfe Untersuchung der lezten begangnen Frevel am Pfarrhaus vorgenohmen werde; es kommen da Knaben zum Vorschein, die nachher mit verdekterm u. geheimern Plan mir u. der Gemeine schaden könnten. Er wisse zwar selbst nicht recht, was besser seye – ob der Sache den Gang zulassen, oder zu intercediren."
Ich sagte: er werde wol begreiffen, daß das eine Sache von Wichtigkeit sey, über die ich mich recht besinnen u. auch mit meinen Lieben zu Rath gehen müsse. Uebrigens seye es Zeit- u. Revolutionsgeist, die fürchterlichsten Greüelthaten zubegehen, u. die dann so gleich mit dem Mantel der Liebe zudeken, u. damit der Ungerechtigkeit fortzuhelfen, u. die Gerechtigkeit zu Boden zudrüken: u. dazu geben wir gewiß keine Hand u. keinen Finger: u.s.f. u. damit ließ ich ihn gehen.
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Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
zu mir, er krazte in Haaren u. seüfzte: ich merkte so gleich, daß er etwas anzubringen habe: er rükte heraus u. sagte: er sollte mir etwas sagen, u. er dürfe es schier, u. doch seys ihm aufgetragen. Nun, er soll nur mit heraus! u. da sagt er – "Es seyen einige für mich recht Gutgesinnte in der Gemeine, die wünschen u. mich ersuchen lassen, daß ich mich verwenden möchte, daß nicht eine zu scharfe Untersuchung der lezten begangnen Frevel am Pfarrhaus vorgenohmen werde; es kommen da Knaben zum Vorschein, die nachher mit verdekterm u. geheimern Plan mir u. der Gemeine schaden könnten. Er wisse zwar selbst nicht recht, was besser seye – ob der Sache den Gang zulassen, oder zu intercediren."
Ich sagte: er werde wol begreiffen, daß das eine Sache von Wichtigkeit sey, über die ich mich recht besinnen u. auch mit meinen Lieben zu Rath gehen müsse. Uebrigens seye es Zeit- u. Revolutionsgeist, die fürchterlichsten Greüelthaten zubegehen, u. die dann so gleich mit dem Mantel der Liebe zudeken, u. damit der Ungerechtigkeit fortzuhelfen, u. die Gerechtigkeit zu Boden zudrüken: u. dazu geben wir gewiß keine Hand u. keinen Finger: u.s.f. u. damit ließ ich ihn gehen.
Mamma1238
Anna Schweizer, geb. Gessner (1757-1836), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, verh. 1785 mit Diethelm Schweizer; vgl. Hauschronik, 30, 32-34, 91, 139f.schliessen
war auch da, da er mir dies sagte, u. da wir allein waren, u. auch unsre Sette1239Elisabeth Gessner (1755-1831), Schweizers Schwägerin, Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, lebte seit der Heirat Schweizers mit Anna Gessner 1785 in deren Haushalt, vgl. Hauschronik, 33, 91.schliessen
bey uns, mussten wir recht erstaunen über dies Ansuchen, u. fanden allseitig, daß es wieder unser Gewissen, wieder Gott, u. wieder die Gute Sache gehandelt wäre, wenn wir da entsprächen, u. den eingeleiteten Gang zur Untersuchung dieser Sache hemten. Nein, wir laßen alles gehen, wie es gehen soll u. gehen muß: Schuhlmeister sagte, wir könen auch mit unsern Vertrauten, die wir in der Gemeine haben, über diese Sache reden: u. das wollen wir auch treülich thun: denn uns dünkt, es werde im Geheim stark daran gearbeitet, mich zu einer solchen Hemmung einer scharfen Untersuchung zu stimmen. Die Grossen Vornehmen, die zu der Rotte gestanden, u. sie zu Begehung ihrer Schandthaten gebraucht haben, scheinen sich vor der Aufdekung derselben zufürchten. ––
