28.3.1805
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Donstag den 28.
Ich machte heüt Nachmittag eine Wallfart in all die Gegenden, wo heüt vor einem Jahr die Eidsgenössischen Truppen mit der willischen Horde in ein Gefecht kamen, u. erinnerte mich so an Orth u. Stelle dieses fürchterlichen Tages2560
Der 28. März 1804 war der Tag der Niederlage der eidgenössischen Truppen bei Bocken; vgl. Tagebuch unter diesem Datum.schliessen
– ich gieng bis auf Horgen, wo ich im Pfarrhaus2561
Pfarrhaus von Johann Kaspar Lavater (1735-1806), Sohn von Dekan Hans Jakob Lavater in Neunforn, Vetter des Zürcher Pfarrers und Physiognomikers Johann Caspar Lavater, seit 1781 Pfarrer von Horgen, verh. 1768 mit Ester, geb. Vogel (geb. 1741), Tochter von Hans Caspar Vogel u. Anna, geb. Lavater; ZhPfrB, 403; J.P. Zwicky, Die Familie Vogel von Zürich, 152.schliessen
mit aller Liebe empfangen ward. Ich konnte nur einige Minuten mit der l[ieben] Lisette2562
Anna Elisabetha Lavater (geb. 1772), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel.schliessen
allein seyn, u. sagte ihr nun mündlich, daß unser Neveü C[aspar] G[essner]2563
Kaspar Gessner (1780-1812), Sohn des Hans Caspar Gessner und der Bäbe, geb. Hess, Tapezierer, verh. 1807 mit Anna Lavater, Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater. schliessen
noch frey sey: sie erwiederte, sie seye unbeschreiblich froh, daß ich ihrs nicht geschrieben; wenn der Brief nicht allein in ihre Hände gekommen, u. ihre Schwester2564
Anna Lavater (geb. 1780), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel, verh. 1807 mit Kaspar Gessner (1780-1812), als Frau von Birch Stiefmutter von Salomon von Birch; Hauschronik, 58.schliessen
nur etwas davon gemerkt hätte, so hätte sies nicht ausweichen könen, ihr den Brief zuzeigen; übrigens freüe sie diese Sache noch immer: nur sey ihr diese Tage aufgestossen, "wenn ihre Schwester dem Hrn. G. nur nicht zu gemein sey, da er ein Jahr lang zu Paris gelebt hatte." Ich erschrak nicht wenig ob diesem Einfall, u. erwiederte ihr – davon soll nur nicht geredet werden: u. sie, "aber wir sollen ihn doch auch nicht zu stark bereden!" "Oh gewiß nicht, wir bleiben bey dem, was wir ihr schon gesagt, daß wir gewiß keine Ehe, sondern unsern Vetter nur auf ihre Schwester aufmerksam machen, u. dann alles der Leitung des Herrn u. beyder freyen Wahl überlassen wollen." Ja, sagte sie mit Ruhe, das ist das Beste.
Als ich im Hinweg auf Horgen zu dem Zehnder Holz2565
Unter dem 28.3.1804 schrieb Schweizer "Xenderholz"; heute Änderholz, ein Waldstreifen, der sich östlich von Hirzel-Kirche bis gegen Harüti erstreckt; Landeskarte 1995.schliessen
kam, arbeitete der Hägi an einem Haag; u. als er mich ersahe, kam er zu mir, u. botte mir ziemlich die Hand, u. sagte: "es seyen die Tage viele gute Männer aus der Gemeine zu ihm gekommen, u. haben ihn gefragt, was sie auch der zubezahlenden Rechnungen halben thun müssen?" u. dann wundere ihn, ob das wahr sey, was izt allgemein gesagt werde: nemlich, der Schuhlmeister2566
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
sage aller Orthen, "es sey Herrn Pfarrers Wunsch, daß die ganze Gemeine, die Guten wie die Bösen diese Rechnungen bezahle." So habe ichs, erwiederte ich, dem Schuhlmeister nicht gesagt; sondern ich aüßerte mich so – "wenn die ganze Gemeine diese Rechnungen bezahle, so wolle ich das als ein Zeichen der Liebe u. der Vereinigung annehmen: denn einem Pfarrer könne es nicht gleichgültig seyn, ob er eine entzweyte oder vereinigte Gemeine habe." Ja, so ists einanders, erwiederte er: aber, wie Schuhlmeister die Sache erzählt, mache er die Guten irre, u. suche sie mit dieser Rede zuloken, daß sie sich bequemen, diese Rechnungen zahlen zuhelfen. /sie betreffen die lezten Franzosen, die hieher geschikt worden; u. die Eidsgenössischen Truppen, die vor einem Jahre hier waren/ Von seinem gefangen sizenden Vetter2567
Der in einen Schlaghandel verwickelte Johannes Hägi, Sohn eines Bruders von Hans Rudolf Hägi.schliessen
sagte Hägi weiter nichts, als man laufe sehr stark wieder ihn; u. der Grob,2568
Die Person konnte nicht identifiziert werden; zur Sache siehe Tagebuch vom 16.1.1805.schliessen
stelle sich immer kränker als er sey: lezters, sagte ich, sey nicht wahr: ich habe ihn erst besucht, u. die Doktors sagen – er habe ein Schleichfieber2569
Tuberkulose.schliessen
wo ihm nicht mehr zuhelfen sey, u.s.f. Von seiner Entrüstung über mich ließ Hägi nichts verlauten, noch weniger scheint ihm ein Sinn daran zukommen, etwas Böses wieder mich bey Hrn. Chorherr Hottinger geredet zuhaben; er will so nach u. nach wieder zurük kommen: nun, ich lasse ihn kommen, aber ich muß mein Herz doch einmal gegen ihn leeren, damit er sich für die Zukunft in Acht nehme.
Als ich nach Hause kam – siehe, da war der l[iebe] Neveü C. G.2570
Kaspar Gessner.schliessen
da: herzlich freüt' es mich, ihn bey uns zusehen: er sagte, er habe ein paar Tage von seiner Arbeit entübrigen könen, u. die wolle er nun bey uns zubringen.
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