Am Morgen nach 8 Uhr hörten wir schiessen; u. schlossen daraus, die Truppen von Zürich seyen ausgerükt, u. haben sich nach den Seegegenden begeben; schloßen aber aus diesem Schießen auch, daß die zürcherischen Truppen Wiederstand gefunden: auch hörten wir das Sturmgelaüt von Horgen. Das Gefecht dauerte fort, u. zoge sich in den Berg, selbst in meine Gemeine über den Weidenbach,¹⁹⁶⁶ Harrüti,¹⁹⁶⁷ u. durch das Xenderholz,¹⁹⁶⁸ so daß der hiessige Gemeindrath mich bath, in seinem Nammen dem kommandirenden Offizier von Zürich die schriftliche Versicherung zugeben, daß die hiessige Gemeine still u. ruhig u. nicht feindselig gegen die Stadt gesinnet sei: ich thate es, weil ichs für diesen Tag thun konnte, indem hier nicht gestürmt, auch alles, bis auf wenige, daheim blieb.
Nachmittag hörten wir ernstlicher kanonieren u. schiessen; es dünkte uns in der Gegend um Poken¹⁹⁶⁹ herum zuseyn, u. bald ward uns gesagt, daß die Scheüne daselbst angezündet worden u. brenne. Auf den Abend kamen Gemeindräthe zu mir, um mich zuersuchen, daß ich in der gegenwärtigen Lage den morndrigen Gottesdienst einstellen möchte, weil gewiß Niemand aufgelegt sey, in die Kirche zugehen u. Abendmahl zuhalten: ich konte nicht viel dazu sagen, u. willigte ein. Dann fragte ich die Männer, ob sie auch nichts Bestimmtes von Horgen wissen? nichts, erwiederten sie, als das Gerücht sage –"der Willi,¹⁹⁷⁰ der Cheff der Rebellen, sey wieder zu Horgen, u. die zürcher Truppen zurük in die Stadt." Das ist fürchterlich, sagte ich, so sind wir den wildesten Ausschweifungen dieser Horden ausgesezt: doch wir wollen auf unsern Gott vertrauen, der wird uns gewiß erretten. Nachdem die Gemeinräthe weg waren, aßen wir ein wenig zu Nacht, u. winkten einander bisweilen die frohe Hofnung zu, daß wir bey aller Gefahr, die uns bedrohe, dennoch eine ruhige Nacht bekommen werden: u. die schenkte uns auch unser gute Gott, dem wir uns mit unsern Kindern u. Gemeine im Gebeth empfahlen: wir schlieffen die ganze Nacht ohne allen Anstoß.