27.5.–28.5.1804
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3 Vorkommen in diesem Eintrag
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Sontag den 27
schrieb ihm2161
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum; hier: ihr.schliessen
meine Nette2162
Schweizers Gattin Anna, geb. Gessner (1757-1836).schliessen
auf dies Briefgen ungefehr das, was ich auf der lezten Seite des vorigen Blattes über den l[ieben] Jaque2163
Jakob Gessner d.J. (1782-1806), dritter Sohn von Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess; ord. 1804, Vikar in Horgen, 1805 Katechet in Oberstrass, verfiel in Melancholie und hungerte sich zu Tode; ZhPfrB, 296.schliessen
bemerket habe. Wo wir dann
Montag den 28
wieder folgende Zeilen von der l[ieben] Bäbe2164
Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
erhielten ...
"Dank dir, liebes Herz! daß du mir so bald auf meine Frage unsers l[ieben] Jaquens halben antwortetest, u. damit unser Herz beruhigtest. Es ergriff mich halt gar so sehr, was die l[iebe] Nägeli2165
Anna Catharina (Cäther) Nägeli, geb. Keller (1764-1818), Tochter von Elisabeth Gessner-Kellers Bruder Pfr. Heinrich Keller, verh. mit 1) 1790 Pfr. Caspar Brunner (gest. 1793), 2) 1800 Rudolf Nägeli.schliessen
schrieb, u. daß Frau Pfr. Wirz2166
Anna Wirz, geb. Füssli (1768-1842), Tochter von Obmann Füssli und Gattin des Kilchberger Pfarrers Hans Heinrich Wirz.schliessen
ihnen sagen ließ, wie er ihnen so gar verstöhrt vorkam; daß man in der Stadt viel davon spreche, ob dann die Aeltern es wohl so achten, daß sie ihn so sich selbst überlaßen, u.s.w. Er ist, seit er wieder daheim ist, völlig so, wie er vorher war, eher etwas freyer: u. was er spricht u. thut, u. schreibt, zeügt durchaus nicht von Unbesonnenheit, eher von tiefem Nachdenken: u. nun thuts mir im Innersten wohl, daß ihr ihn auch so fandet, u. ihn völlig ansahet u. behandeltet, wie wir. So sehr uns seine Aengstlichkeit oft bange macht, so dürfen wir ihn deßhalb gewiß ruhig seinem Gott u. sich selbst überlaßen; sie kan ihm ein Zaum seyn, den der Herr braucht, ihn immer in ernster Stimmung zuerhalten; u. nach u. nach hoff' ich falle die weg, u. verwandle sich in kindliche Freyheit: wir empfehlen ihn unserm Herrn unabläßig, u. ruhen in seinem Willen: nur bitten wir dringend, daß Er ihn vor zerstöhrten Sinnen verwahre, u. vor so schreklichen Anfällen, wie er Anfangs vorigen Jahres hatte. Er ist ja der ewig Treüe, der nicht über Vermögen versucht."
Hierauf schrieb ich den Lieben zimlich weitlaüftig zurük, u. machte ihnen eine detaillisirte Beschreibung von dem Seyn des l[ieben] Jaquens bey uns; u. suchte ihnen zuzeigen, daß die l[iebe] Frau Nägeli das Wort Unbesonnenheit nicht im bösen Sinn, sondern wahrscheinlich wie wir von seiner schwehren Besinntheit, vom schwehren Ausdrüken seiner Gedanken gebraucht habe: u.s.f. auf diesen Brief erhielten wir aber keine Antwort: die l[iebe] Bäbe schrieb uns, daß ihm die Zeit dazu fehle. Indeß hab ich mit allem Bedacht diese beyden Bäbebriefgen hier eingetragen: sie gehören ganz zur Geschichte des armen gedrükten Jaquens.

 


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