27.1.–30.1.1800
War ich in der Stadt: von welchem Besuch ich hier folgendes bemerke:
1. Starb unsre l[iebe] Frau Tante345
2. Jgfr. Tante346
3. Bey Jaque u. Döde, wo ich logiert war, war mir die ganze Zeit über wohl; u. so auch in der Helferey,348
4. Aufm Graben,350
5. Bey Lavater353
6. Auf Brunnen354
1. Starb unsre l[iebe] Frau Tante345
Regula Escher, geb. Keller (1725-1800), die jüngere Schwester von Elisabeth Gessner, geb. Keller und Witwe von Hans Caspar Escher vom Luchs (1718-1792) (vgl. auch den letzten Stadtbesuch mit Besuch im Kleinod); vgl. C. Keller-Escher, Genealogie der Familie Keller vom Steinbock von Zürich, Bd. 1 u. 2 (ZBZ, Ms Z II 613 u. 613a).schliessen
beym Kleinod, die ich am Mittwoch zu ihrer Ruhestatt begleitete. Die Leichenbegängnisse in Zürich sind wahrhaftig auch wie zu Grabe getragen: kaum noch ein Schatten von ihrem ehmalig Feyrlichen ist noch vorhanden. 2. Jgfr. Tante346
Anna Barbara Keller (1736-1810), die zweitjüngste der zahlreichen Geschwister Keller, ist nach dem Tod ihrer Schwester die einzige Überlebende ihrer Generation.schliessen
ist durch den Verlust ihrer Schwester sehr mitgenommen, u. schliesst sich nun ganz an ihre Gesner Neuveus u. Nieces347Dorothea (1749-1830) und Jaque (d.Ä.) Gessner (1759-1823), die bei Tante Keller im Kleinod wohnten.schliessen
an. 3. Bey Jaque u. Döde, wo ich logiert war, war mir die ganze Zeit über wohl; u. so auch in der Helferey,348
Pfarrhaus der Gemeinde Fraumünster, Waaggasse 1/3, Amtswohnung von Hans Georg Gessner.schliessen
allwo die th[eüre] Nette in seinem349Mundartl. Neutrum für das Femininum: ihrem.schliessen
Wiederaufleben mich sehr frappirte. 4. Aufm Graben,350
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar und Bäbe Gessner-Hess mit ihren Kindern, nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen-Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard und Johanna Spyri, geb. Heusser über.schliessen
ist Mühe, Arbeit, Erlegenheit,351Mundartlich: Mattigkeit, Schwäche; vgl. Idiotikon III, 1201.schliessen
Gefäch,352Mundartl. für: Unruhe, Geschäftigkeit.schliessen
Gewirr – ach Gott! erbarm dich da! 5. Bey Lavater353
Johann Caspar Lavater (1741-1801), Sohn des Johann Heinrich, Arztes, und der Regula Escher vom Glas, verh. 1766 mit Anna Schinz; ord. 1762, 1765 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft und Mitarbeiter am Erinnerer, 1769 Diakon, 1775 Pfr. am Oetenbach, 1778 Diakon, 1787 Pfr. an St. Peter. Mit seinen Werken, bes. den Physiognomischen Fragmenten zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe (1783-1787) und den Aussichten in die Ewigkeit (1768/69) wurde er eine europäische Berühmtheit, unterhielt Kontakt mit u.a. Spalding, Herder, Jung-Stilling, Claudius, Goethe; HBLS IV, 636; ZhPfrB, 403; Killy VII, 181-183.schliessen
fand ich auch diesmal nichts: der Theüre lag im Beth, rasirte sich da, u. dann kamen französische Offiziers: ich musste fort. 6. Auf Brunnen354
Hof bei Bendlikon (Kirchberg), Wohnort der Schwestern Anna Margaretha (Grite) Keller und Anna Catharina (Cäther) Brunner, geb. Keller.schliessen
ist fürchterliche Schwärmerey; tändelndes Fleisch, das sie für bildenden Geist halten. Wenn ihnen die Augen aufgehen – welch ein fürchterlicher Betrug wird vor ihnen stehen! ––
