26.2.1801
Hier auch noch die Billieth des sel. Lavaters an unsre Döde.595
Dorothea (Döde) Gessner (1749-1830), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, ältere Schwester von Schweizers Gattin Anna, lebte damals bei Tante Anna Barbara Keller im "Kleinod", nach deren Tod 1810 im Hirzel, zuerst im Pfarrhaus, dann im Doktorhaus; Hauschronik, 33, 59, 91.schliessen
"1.
Gott nur wirkt in uns nach Gott das grosse Bedürfniß. 2.
Stilles Glaubensgebeth der Kindereinfalt besiegt Gott.596Vgl. dazu Schweizers Bemerkung zu einer Kinderfrage seiner Tochter Bäbeli, der späteren Meta Heusser, Herbstmonat – Christmonat (29.8.-31.12.) 1801, Nr. 7: "Eine Frage für den sel. Lavater." Die Frage war: "Warum hat sich Gott nur im Alten Testament offenbart, und keinem Menschen in Zürich?"schliessen
3.
Glaube nicht leicht dem Schwäzer, dem Wizler, welcher nicht gerne hört. 4.
Klage dein innerstes Leiden nur Einem, der väterlich stets höhrt. 5.
Fürchte Böses nichts von dem Guten – noch minder vom Besten. 6.
Deemuth reinigt leicht von schnellen Fehlern die Seele. 7.
Freünde der Wahrheit verehr', wie die Wahrheit selbst, wie die Tugend. 8.
Kleines kömt nicht vom Großen – vom Grösten kömt nicht das Kleinste. 9.
Deemuthvolle Seelen verehre mit liebender Deemuth. 10.
Sprich nicht ab ohne starke gewißenhafteste Prüfung. 11.
Auch dein kleinstes Geschäft sey Uebung der Weisheit u. Liebe. 12.
Nie wird ächte Liebe im Dulden u. liebliches Thun matt. 13.
Alles, was liebt, sey dir heilig: in jeder Lieb' ist von Gott was. 14.
Fliehe den kalten Zergliederer der Menschengefühle. 15.
Rechne: Rechnen verwahrt vor unvergütbaren Uebeln. 16.
Zeitverschwendung was anders – als seines Lebens Verkürzung. 17.
Meide eitles Geschwäz: es raubt dir die schönsten Genüße. 18.
Ohne Reinheit der Lieb' ist keine Seligkeit denkbar. 19.
Frage bey jedem Besuche: was gab er mir – oder was nahm Er? 20.
Gieb nicht, was Du nicht hast, u. spahr' auf auf den Besten das Beste. 21.
Lieb in dem Bösen auch das Gute, das nie ihn verlässt ganz. 22.
Glauben an Christus verdrängt, was Schwäche, Doppelsinn, Tod heisst. 23.
Such in jedem Geraüsch dich selbst in dir selber zusammeln. 24.
Ist dir Gott nicht alles, so sage nicht, daß du Gott kennest. 25.
Möge mein Tod u. mein Leben zum bleibenden Segen dir werden!" ––
