25.11.1802
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Donnerstag den 25.
Morgens gleich nach 8 Uhr verfügte ich mich zum Reg. Stadthalter. Erst wollte man mich zurük weisen, weils kein Audienztag sey: allein, ich bathe es mir innständig aus, nur auch ein paar Worte mit ihm zureden, weil ich heüte nach Hause müsse. Nach einer halben Stunde wards mir vergönt, vor ihn zutretten: ich fragte ihn, was für Anstalten er zu Wiederherstellung der Ruhe im Hirzel nun getroffen habe? Er sagte – "Er habe dem Bezirksstadthalter Aeschmann825
Johann Jakob Aschmann (1747–1809), von Thalwil, für seine Beteiligung an den Stäfner Unruhen drei Jahre inhaftiert, als Anhänger der Helvetik Statthalter des Distrikts Horgen 1798-1803, bekannt als Kleinmeister, Vedutenmaler und Darsteller des Bockenkriegs; HBLS I, 454; HLS I, 534; Thalwiler Neujahrsblatt 1986; Graber, Zeit des Teilens, 301, 303-305 (Abbildungen).schliessen
zugeschrieben, daß er noch vor dem Sontag sich in Hirzel begebe, da die Gemeine versammle, u. der einen scharfen Befehl von ihm vorlese, daß man still u. ruhig seyn u. vor allen weitern Gewaltthätigkeit hüten, u. mich predigen laßen solle. wer sich hier wieder seze, den solle er – Unterstadthalter so gleich verzeichnen u. ihm eingeben: u. der werde dann ohne weiteres Verschohnen Exekutionstruppen erhalten." [Dok. 6]
Ich fande diese Maaßregeln zimlich genugthuend, u. mit Dank empfahl ich mich dem Reg. Stadthalter Koller:826
Hans Jakob Koller (1757-1841), der nach dem erzwungenen Rücktritt der provisorischen Regierung am 28./29. Oktober 1802 von den Franzosen eingesetzt wurde, aber weitgehend machtlos blieb; Dändliker III, 155; Graber, Zeit des Teilens, 242; HBLS IV, 529.schliessen
gieng im Schönenhof827
Stadthaus der Barbara Schulthess-Wolf, an der Ecke Kühegasse (heute Rämistrasse) – Stadelhofgasse gelegen.schliessen
u. auf'm Graben828
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess mit ihren Kindern; nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen, geb. Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard Spyri und Johanna, geb. Heusser über.schliessen
vorbey, u. erzählte an beyden Orthen, was diese Woche noch im Hirzel geschehen werde: verfügte mich dann zum Kleinod,829
Haus am Rennweg 10, das über Generationen im Besitz der Familie Keller vom Steinbock war. Zu jener Zeit wohnte die "Jungfer Tante" Anna Barbara Keller dort, zusammen mit Dorothea und Jakob (Jaque d.Ä.) Gessner, den zwei Kindern ihrer verstorbenen Schwester Elisabeth Gessner-Keller.schliessen
u. machte mich da reisefertig. Um halb 10 Uhr verabscheidete ich mich bey den Lieben, u. um 11 Uhr war ich zu Bändlikon830
Bei Anna Catharina (Cäther) Nägeli, geb. Keller und ihrer Schwester Anna Margaretha (Grite) Keller.schliessen
wo ich mich so gleich hinsezte u. ein Nachrichtbriefgen an den l[ieben] Wirz831
Hans Heinrich Wirz (1756-1834), Sohn von Hans Konrad Wirz (1726-1794), Pfr. in Kilchberg; verh. mit Anna Füssli, Tochter von Obmann Füssli, ord. 1776; Weiterstudium in Halle 1777-1778, Vikar in Kilchberg (Vertretung des kranken Vaters), 1794-1834 Pfr. in Kilchberg. 1795 Schlichtungsversuch im Stäfner Handel; Freundschaft mit Lavater und enge Beziehung zu Pfr. Schweizer während dessen Hirzler Zeit; Literaturvermittlungstätigkeit; Memorabilien der Zeit; Hauschronik, 60f.; Wernle III 310ff.; ZhPfrB, 623.schliessen
schrieb. Dann aß ich ein wenig zu Mittag, u. machte mich bald von da wieder auf den Weg: um halb 3 Uhr war ich im Tannenbach,832
Bauernhof am Nordrand von Horgen.schliessen
wo ich den aeltesten Sohn833
Wahrscheinlich Sohn des Bauern vom Hof Tannenbach.schliessen
bat, mit mir heimzukommen, weil in Horgen u. in meiner Gemeine für mich die gröste Gefahr war: glüklich kam ich mit meinem Reisegefährdten durch: gleich nach vier Uhr war ich zu Hause u. in den Armen der Meinen: wir jubelten u. dankten Gott, nun wieder bey einander zuseyn: viel hatte ich ihnen, viel sie mir zuerzählen, das ich aber hier weiter nicht bemerke.

 


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