25.9.1803
Meine Geschäfte giengen heüte Gottlob gut vorbey; aber ich hatte viel Audienzen zu geben; so daß ich erst Abends zwischen 4 u. 5 Uhr unsre Feyrstund1726
Bald, nachdem er fort war, ward mir gesagt, der Huber1732
Unter "Feyrstunde" versteht Schweizer ein ausserhalb der Kirche im kleinen Kreis der Frommen eingenommenes "Privatabendmahl", wie er sie seit Februar 1778 in steigender Intensität mit den Töchtern der Familie Gessner feiert; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Gemeinschaft in Christo".schliessen
mit den beyden l[ieben] Kindern halten konnte, die recht sehr darauf plangten,1727Mundartl. für: sich sehnten.schliessen
u. wie noch selten recht sehr gerührt waren; wir gedachten in unserm Gebethe auch der l[ieben] Mamma1728Anna Schweizer, geb. Gessner (1757-1836), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, verh. 1785 mit Diethelm Schweizer; vgl. Hauschronik, 30, 32-34, 91, 139f.schliessen
u. Tante1729Elisabeth Gessner (1755-1831), Schweizers Schwägerin, Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, lebte seit der Heirat Schweizers mit Anna Gessner 1785 in deren Haushalt; vgl. Hauschronik 33, 91.schliessen
besonders, die wir uns, da es heüte ein lieblicher Tag war, zu Dübendorf bey unsern l[ieben] Emmanueliten1730Die Familie des Bauern Emmanuel Fenner (gest. 1801) aus Dübendorf, die sich dem Kreis der Frommen um Diethelm Schweizer angeschlossen hatte; vgl. Georg Finsler, Georg Gessner, 19ff.schliessen
dachten. Nachher schrieb ich noch ein Briefgen an sie, das der Schuhlmeister,1731Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
der Morgen in die Stadt geht, abhohlte, u. beynahe eine Stunde bey mir war, u. über vieles mit mir redte. Bald, nachdem er fort war, ward mir gesagt, der Huber1732
Jakob Huber im Feld, der Anführer von Schweizers Gegnern; vgl. Hauschronik, 43f., 51f.schliessen
lasse sich diesen ganzen Abend öffentlich beym Kegelplaz sehen; selbst mein Knecht sagte mir, daß er ihn da gesehen u. bey ihm vorbeigegangen sey, u. so auch der Hauser.1733Hans Heinrich Hauser, Präsident des neuen Gemeinderats von 1803.schliessen
Letztrer kam etwa um 6 Uhr zu mir, sagte mir dies selbst voll Feüer, u. fügte bey, daß es nun einmal seyn müsse, daß sie den Huber festmachen wollen, er seye schon beym Hürlimann1734Hans Caspar Hürlimann, Stillstandspräsident 1800-1802, ab 1803 Gemeinderat und Friedensrichter.schliessen
gewesen, u. alle Anstalten seyen zu seiner Arrettierung getroffen. Ich bezeügte ihm meine Zufriedenheit, u. ermunterte ihn, dies nun einmal ins Werk zusezen. In allem Eifer verabscheidete er sich. Ich harrete nun den ganzen Abend, wie diese Sache ablauffen werde: oft horchte ich zum Fenster hinaus, ob ich keinen Lerm höre? ich vernahm aber nicht den mindesten Laut: um 8 Uhr, da ich mit meinen Kindern zu Tische saß, kam des Hausers aelteste Tochter, auf Befehl ihres Vaters mir zusagen – "die Arrettierung des Hubers seye glüklich vollzogen!"
[78] ihr Vater, Hürlimann u. einige andre führen ihn soeben auf Richtenschwyl, um ihn dem Stadthalter1735Johann Wild, von Richterswil, Unterstatthalter des Bezirks Horgen 1803/04; HBLS VII, 533.schliessen
einzuhändigen, daß der ihn auf Zürich liefere. Ich dachte bey mir selbst – das seye nun ein artiger Marktkram für die Herrn zu Zürich. Uebrigens war ich froh, daß diese Gemeindsvorsteher nun einmal ihrer Pflicht genug gethan, u. damit es eingeleitet haben, daß die so lästige Nachtwache nun einmal aufgehoben werde. Diesen Vorfall konnt' ich den Meinen in der Stadt nicht mehr schreiben; indeß hofte ich, daß sie Morgen es wol werden inne werden, daß der Huber nun einmal gefangen sey. 