24.8.1803
Ein schöner heller Morgen, der mich ganz ermunterte, bey meinem Vorsaz zubleiben, diesen Vormittag in die Stadt zurük zukehren. Mein Bruder1642
Nun harrete ich auf Briefe aus dem Hirzel, aber es kamen keine; das mich einwenig unruhig machte, doch hatte ich die begründete Hofnung, daß gewiß nichts Wiedriges vorgefallen seye: sonst hätten meine Lieben mir das durch einen Expreßen kund gethan, gleichwohl stimmte mich das, Heüte noch alle meine Sachen in der Stadt zu beendigen, um Morgen heimgehen zukönen: dies meldete ich noch meinen Lieben in einem Briefgen, das ich dem Schifmann Gsellenheiri übergeben ließ.
Ich gieng nun auf den Graben1644
Der l[iebe] Jaque war diesen Abend nach dem Nachteßen gelaßener, u. er schien seine gestrige Aufgebrachtheit vergüten zuwollen.
Hans Jakob Schweizer (1745-1811), verh. 1771 mit Susanna Erhardt von Winterthur, Schlosser, kauft 1800 Haus und Güter in Regensberg; Hauschronik, 28; Stammbaum Schweizer im Begleitbuch zur CD.schliessen
hatte die Gefälligkeit, mich in seiner Chaise dahin zuführen: nach 7 Uhr bestiegen wir die u. fuhren ab. Das für mich angenehmste auf diesem Rükweg war der Anblik so vieler pflügender Bauren auf ihren Feldern, das ich eben izt lange nie mehr gesehen habe. Um 10 Uhr waren wir im Stampfenbach, wo wir abstiegen, u. wo ich dankend meinen Bruder entließ, u. dem Kleinod1643Haus am Rennweg 10, das über Generationen im Besitz der Familie Keller vom Steinbock war. Zu jener Zeit wohnte die "Jungfer Tante" Anna Barbara Keller (1735-1810) dort, zusammen mit Dorothea und Jakob (Jaque d.Ä.) Gessner, den zwei Kindern ihrer verstorbenen Schwester Elisabeth Gessner-Keller.schliessen
zueilte. Da hatten die Lieben mich noch nicht erwartet: ich sagte ihnen aber, daß ich unmöglich länger auf der Burg mich hätte verweilen könen. u.s.f. Nun harrete ich auf Briefe aus dem Hirzel, aber es kamen keine; das mich einwenig unruhig machte, doch hatte ich die begründete Hofnung, daß gewiß nichts Wiedriges vorgefallen seye: sonst hätten meine Lieben mir das durch einen Expreßen kund gethan, gleichwohl stimmte mich das, Heüte noch alle meine Sachen in der Stadt zu beendigen, um Morgen heimgehen zukönen: dies meldete ich noch meinen Lieben in einem Briefgen, das ich dem Schifmann Gsellenheiri übergeben ließ.
Ich gieng nun auf den Graben1644
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess mit ihren Kindern; nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen, geb. Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard Spyri und Johanna, geb. Heusser über.schliessen
zum Mittageßen: von da zu Hrn. Antistes,1645Johann Jakob Hess (1741-1828), ord. 1760, dann Vikar seines Onkels Kaspar in Neftenbach, anschliessend ausführliches Bibelstudium, Grundlage seines grossen theologischen Werks, 1777 Diakon am Fraumünster, 1777-1795 Präs. der Asketischen Gesellschaft, 1795 Antistes; HBLS IV, 208f.; ZhPfrB, 334f.; ADB; G. Gessner, Blicke auf Leben und Wesen von J.J. Hess, 1829; F. Ackva, Johann Jakob Hess (1741-1828) und seine Biblische Geschichte, Bern 1992; Nachlass in ZBZ: FA Hess 1741, und StAZ: Amtsnachlass.schliessen
der mich mit vieler Liebe u. Freündschaft empfieng, und mit dem ich mich izt vornemlich über die mir zugesandten anonymen Briefe unterhielt, u. ihm eine erhaltene Schrift zeigte, die viel Aehnlichkeit mit diesen Briefen hat, die Hr. Antistes auch so gleich auffand. Dieser Briefen halben fanden wir gut, daß ich sie noch behalte, bis der Huber im Feld1646Jakob Huber im Feld, der Anführer von Schweizers Gegnern; vgl. Hauschronik, 43f., 51f.schliessen
arretirt u. eingestekt sey, wo ich sie dann der Polizeykommission zuschiken könne, daß die den Huber darüber examinire. Von Hrn. Antistes gieng ich in Schönenhof,1647Stadthaus der Barbara Schulthess-Wolf, an der Ecke Kühegasse (heute Rämistrasse) – Stadelhofgasse gelegen.schliessen
wo ich mit den Lieben daselbst den Thee trank: von da verfügte ich mich zu Hrn. Rathsherr Rahn,1648Salomon Rahn (1766-1836), Sohn des Hans Heinrich (1734-1796); 1794-1798 Landschreiber der Grafschaft Baden, 1803-1836 Mitglied des Grossen Rats, 1803-1831 des Kleinen Rats. Rahn war Vorsteher der Justiz- und Polizeikommission; HBLS V, 521.schliessen
den ich aber nicht antraf, was mir einwenig leid war. So dann gienge ich noch mit Jaque1649Jakob Gessner d.Ä. (1759-1823), Schweizers Schwager, Sohn von Pfr. Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, verh. 1803 mit Anna Schulthess; Offizier in holländischen Diensten bis 1795, Oberrichter in Zürich, 1803 Stadtrat, 1805 Statthalter des Bezirks Zürich; Stammbaum Gessner-Keller, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
zu unsern Lieben gen Hirslanden, wo ich die l[iebe] Nette1650Anna Gessner-Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater u. Anna, geb. Schinz, verh. 1795 mit Hans Georg Gessner.schliessen
recht wohl antrafe, aber ihr Nettli1651Die älteste Tochter aus der Ehe von Georg und Anna Gessner-Lavater, Anna Julie Auguste (1796-1879), verh. 1819 mit Dekan Hans Georg Finsler; vgl. Stammbaum Gessner-Keller, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
lage sehr krank im Beth. Den l[ieben] Georg1652Hans Georg Gessner (1765-1843), Sohn von Pfr. Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, Schwager von Diethelm Schweizer, verh. mit 1) 1791 Bäbe Schulthess, 2) 1795 Anna Lavater; ord. 1787, dann Vikar seines Vaters in Dübendorf, 1791 Diakon und 1794 Pfr. am Oetenbach und Diakon am Fraumünster, 1799 Pfr. am Fraumünster, 1828 Pfr. am Grossmünster und Antistes; ZhPfrB, 295; HBLS III, 500; Georg Finsler, Georg Gessner, 1862.schliessen
traffen wir auf dem Rükweg an, mit dem ich aber nicht viel reden konte. Ich gienge noch bey Zimmermann Stadler1653Vermutlich Hans Conrad Stadler (geb. 1752); im Bürgeretat wird er im Jahre 1803 als Bauinspektor geführt, in den Jahren zuvor als "Werkmeister in Holz" (1799) od. "hölzerner Werkmeister" (1794).schliessen
vorbey, u. dann zum Kleinod: u. damit hatte ich nun meine Geschäfte in der Stadt berichtigt. Der l[iebe] Jaque war diesen Abend nach dem Nachteßen gelaßener, u. er schien seine gestrige Aufgebrachtheit vergüten zuwollen.
