24.4.1800
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Den 24 April.
Was gewißlich wahr ist, ist das, daß die harte unbiegsame Stimmung unsrer Revolutionairs u. ihrer Anhänger beinah drükender als der Krieg selbst, u. dessen sich in die Länge ziehender Ausbruch ist, wodurch unser Schiksal immer verschoben wird, u. wir von dem fremden Volke, das uns beherrscht, immer mehr ausgesogen werden. Der noch immer spukende Lügengeist thut dabey einem am wehesten: so ist das Gerücht, daß die Kaiserlichen Sitten verbrannt, gewiß aus der Lüge, um sie unserm Volk verhasst zumachen. So ist eine Wochenschrift vom Senator Tobler,382
Georg Christoph Tobler (1757-1812), Sohn von Johannes Tobler; ord. 1775, danach Hauslehrer in Basel, Reisen durch Deutschland, Aufenthalt in Weimar, 1783 Katechet in Fluntern, 1784 Pfarrer in Offenbach, 1793 in Veltheim, gab 1799 den geistlichen Stand auf und wurde Senator der helvetischen Republik, 1801 wieder ins Ministerium aufgenommen und Pfarrer in Wald, 1804 Schulinspektor. Von ihm stammt wahrscheinlich das "Fragment über die Natur", das Goethe an den Anfang von "Zur Natur- und Wissenschaftslehre" gesetzt hat; HBLS VII, 6, ZhPfrB, 568, Hauschronik, 30. – Schweizer kannte Tobler aus seiner Studentenzeit in Zürich und unterhielt mit ihm einen Briefwechsel, nachdem dieser nach Basel abgereist war; ihm verdanke er gar die Bekanntschaft mit dem Dübendorfer Pfarrhaus, bekennt Schweizer, denn Tobler habe ihm in einem Brief geschrieben: "wenn ihr gute unschuldige Naturkinder kennen lernen wollt – so geht nach Dübendorf und sucht sie im Pfarrhaus. Ich suchte sie – fand sie! dank Dir innig für diesen Wink." Aus dem Brief von Schweizer an Tobler vom 20.8.1777 im Tagebuch 1777, Bg. 9,2 (Ms Z V 606).schliessen
die ich bey einigen Revolutionairs in meiner Gemeine sahe, voll der derbsten Lügen. "Bey allem nicht zu laügnendem Jammer, der unser Vaterland drükt, dürfe man, sagt er, immer noch rufen: es lebe die Republik! u. die menschliche Wohlthätigkeit seye in unserm Vaterland so groß, daß in den meisten Gemeinen die Armen reichlich erhalten werden: man sehe z. B. an den beyden Seeufern selten einen Bettler!"383
Eine Wochenschrift von Georg Christoph Tobler konnte nicht nachgewiesen werden. Möglicherweise handelt es sich um eine bloss zeitweise publizistische Mitarbeit Toblers bei einer der helvetischen Presseorgane.schliessen
So gedrukt darf wahrhaftig nur der lügen, der die Wahrheit an die Lüge an sich revolutionirt hat, und sich nicht mehr schämt, die schlimsten Menschen zu den besten zumachen!
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