23.8.1803
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Dienstag den 23
Verreisste ich Morgens nach 6 Uhr zu meinem Bruder1634
Hans Jakob Schweizer (1745-1811), verh. 1771 mit Susanna Erhardt von Winterthur, Schlosser, kauft 1800 Haus und Güter in Regensberg; Hauschronik, 28; Stammbaum Schweizer im Begleitbuch zur CD.schliessen
auf Regensperg: es hatte etwas Nebel, jedoch wars angenehm Wetter: es war mir lieb, wieder einmal dem Wehnthaal zuzuwandeln: mit Freüden erinnerte ich mich vieler Stellen u. Oerter, wo ich in meiner Jugendzeit oft war.1635
Vor allem im ersten Tagebuchband (1775-1779) (Ms Z V 606) berichtet Schweizer ausführlich von Ausflügen in diese Gegend; besonders eindrücklich ist die Schilderung einer Lägern-Reise vom 21./22. August 1776; vgl. Tagebuch vom 27.8.1776, Bg. 9,2f.; vgl. auch im Begleitbuch zur CD das Kap. II, darin: "Erlebnis der Natur".schliessen
Um 10 Uhr war ich auf der Burg, u. trafe den Bruder u. die Seinen wohl an: nach dem ich mich umgekleidet, besichtigte ich sein Haus, u. seine andern Gebaüde, seinen Garten, u. seine zunächst gelegenen Güter. Nach dem Mittageßen nahmen wir uns vor, auf Niederwenigen zugehen: wir kamen bald in die schöne ebne Gegend von Schöflistorf, wo ich nun natürlich mit meinem Bruder über diese Pfarrey zureden anfienge: ich sagte ihm:
Ich köne mich nicht entschliessen, auf eine Pfarrey zugehen, die einen fremden Collator1636
Pfründeinhaber eines Altars.schliessen
habe: was ich dem bezahlen müsse, daraus köne ich die Abzugsunkösten auf eine Pfarrey bezahlen, die unsre Regierung vergebe. Und die habe mir versprochen, mich auf die erste ledig werdende Pfarrey zuthun, die mir anständig sey. Dies leztere war meinem Bruder neü, u. sagte, wenn das sey, so seys natürlich, daß man nicht einem fremden Collator nachlauffe: u.s.f. Dennoch, fügte er bey, gehen wir nun zu Hrn. Gerichtsvogt Weidmann1637
Möglicherweise Hans Rudolf Weidmann, Hauptmann, kam 1802 der belagerten Stadt zu Hilfe, Grossrat, Bezirksstatthalter; HBLS VII, 456.schliessen
zu Niederwenigen, u. fragen den, was für eine Beschaffenheit es mit Schöflistorf habe. Ich liess es mir gefallen, wir kamen nach einer ½ Stunde an diesen Orth hin, trafen aber den Gerichtsvogt nicht an; dafür aber seinen Neveü, einen sehr höflichen u. Gastfreündschaftlichen Mann, der ein Doktor ist, mit dem ich allso über viel Medizinisches mich unterhielte. Ueber Schöflistorf konte er uns nichts sagen. Nachdem wir an die 2 Stunden bey diesem artigen unrevolutionairen Manne gewesen, verabscheideten wir uns bey ihm, u. nahmen unsern Rükweg näher bey Schöflistorf vorbey: wir kamen nahe ans Dorf zu, doch giengen wir nicht hinein; traffen inzwischen viele Einwohner an, die ab dem Felde kamen, u. mir nicht übel gefielen: sie tragen noch die alte Wehntaler-Tracht. Um halb 8 Uhr kamen wir wieder auf die Burg zurük, wo ich noch einen kurzen Besuch bey dem dortigen kranken Hrn. Pfarrer Wirz1638
Johann Leonhard Wirz (1741-1804), ord. 1766, Hauslehrer in Baden, 1770 Pfr. in Bärenthal (Württemberg), 1787 in Regensberg; ZhPfrB, 628; HBLS VII, 570, Nr. 17b.schliessen
machte, der mit viel Intresse über meine Lage im Hirzel redte.
Ueber das Nachtessen bey meinem Bruder wars langweilig: erst war das sehr schmürzelig,1639
Mundartl. für: knauserig.schliessen
u. dann zankten sie entweder mit einander, oder klagten u. schmälten1640
schalten, redeten abschätzig.schliessen
über die Bauren u. Arbeitsleüte. Ich war froh, da ich in mein Schlafzimmer konnte; noch zeigte ich vorher meinem Bruder an, daß ich morn1641
Mundartl. für: morgen.schliessen
Vormittag wieder in die Stadt zurük wolle. In meiner Alleinheit überdachte ich noch diesen Tag, u. schliefe dann mit Dank gegen meinen Gott ein, u. auch mit herzlichem Andenken an die l[ieben] Meinen im Hirzel.

 


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