23.3.–25.3.1805
Nun folgen andre Briefe, die wir heüte von unserm Georg2547
Hans Georg Gessner (1765-1843), Sohn von Pfr. Caspar Gessner u. der Elisabeth, geb. Keller, Schwager von Diethelm Schweizer, verh. mit 1) 1791 Bäbe Schulthess, 2) 1795 Anna Lavater; ord. 1787, dann Vikar seines Vaters in Dübendorf, 1791 Diakon und 1794 Pfr. am Oetenbach und Diakon am Fraumünster, 1799 Pfr. am Fraumünster, 1828 Pfr. am Grossmünster und Antistes; ZhPfrB, 295; HBLS III, 500; Georg Finsler, Georg Gessner, 1862.schliessen
erhielten. I.
Der erste sey der seine an mich ...
"Liebster Diethelm!
Lezten Montag Abend erhielt ich den hier beyligenden Brief von Hrn. Chorherr Hottinger,2548
Wenn du etwa, was man heisst, in unverdachtem Muthe ein Wort irgendwo darüber gesprochen – wo es geschehen seyn könte, weiß ich gar nicht, vielleicht in einem Pfarrhaus, oder Auw, oder hier in der Stadt, oder sonst, wo die Wände Ohren haben, so wirst du mit mir fühlen: Es ist nicht recht, unsichere ehrrührige Gerüchte auch nur leise wieder zusagen; man weisst nicht, wo es schaden kan. Und, wenn es geschah, so bleibt nichts übrig für den Mann u. Christen, als offen zusagen: 'Es reüet mich .. Verzeihe!'
Darum bitt ich dich sehr, wenn du irgend eines Wörtchens der Art dich erinnerst, so sende mir ein kurzes, eingestehendes, die Sache mit Einmal würdig beendigendes Briefgen an Hottingern. Meine hier mitkommenden Briefe sende mir auch wieder zurük.
Lebe wohl! der Herr segne eüch alle!
Nette2551
22 III 1805.
Lezten Montag Abend erhielt ich den hier beyligenden Brief von Hrn. Chorherr Hottinger,2548
Johann Jakob Hottinger (1750-1819), Sohn des Pfarrers von Ossingen, Philologe und Schriftsteller, ord. 1769, studierte in Göttingen, wurde in Zürich 1773 Prof. der Eloquenz am Carolinum, 1776 der Geschichte, 1789 der alten Sprachen am Collegium humanitatis und 1796 Chorherr; gehörte wie seine Lehrer "zu den humanistisch-rationalistischen Vertretern der Zürcher Aufklärung" (Wehrli), polemisierte gegen den Sturm und Drang und das Genie-Wesen, war Mitherausgeber an Wielands Neuem attischen Museum und den Zürcherischen Beiträgen zur wissenschaftlichen und geselligen Unterhaltung; HBLS IV, 297; Wehrli, Das geistige Zürich, 358.schliessen
u. ward, ich gestehe dirs, außerordentlich darüber betroffen. Von der ersten Historie hatt ich eben so wenig jemals eine Silbe gehört, als von der leztern. Noch konnt ich nicht dazu kommen, mit Caspar2549Hans Caspar Gessner (1748-1828), Sohn von Pfr. Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, verh. 1779 mit Bäbe Hess; Tuchpresser; Stammbaum Gessner-Keller, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
oder Bäbe2550Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
allein über jene erste Geschichte, worüber sich Hottinger beklagt, zusprechen. Kurz, ich kan mir alles gar nicht erklären. Mit Absicht send ich dir auch meine Antwort an ihn. Wenn du etwa, was man heisst, in unverdachtem Muthe ein Wort irgendwo darüber gesprochen – wo es geschehen seyn könte, weiß ich gar nicht, vielleicht in einem Pfarrhaus, oder Auw, oder hier in der Stadt, oder sonst, wo die Wände Ohren haben, so wirst du mit mir fühlen: Es ist nicht recht, unsichere ehrrührige Gerüchte auch nur leise wieder zusagen; man weisst nicht, wo es schaden kan. Und, wenn es geschah, so bleibt nichts übrig für den Mann u. Christen, als offen zusagen: 'Es reüet mich .. Verzeihe!'
Darum bitt ich dich sehr, wenn du irgend eines Wörtchens der Art dich erinnerst, so sende mir ein kurzes, eingestehendes, die Sache mit Einmal würdig beendigendes Briefgen an Hottingern. Meine hier mitkommenden Briefe sende mir auch wieder zurük.
Lebe wohl! der Herr segne eüch alle!
Nette2551
Anna Gessner-Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater u. Anna, geb. Schinz, verh. 1795 mit Hans Georg Gessner.schliessen
grüsst herzlich mit mir. 22 III 1805.
G."
II.
Der zweite sey Hrn. Chorherr Hottingers Brief an Georg. "Hochverehrter Herr Pfarrer!
Es mögen ungefehr anderthalb Jahre verfloßen seyn, seitdem ich erfuhr, daß die Dienstmagd ihres Hrn. Bruders,2552
Heüte nun erfahre ich durch sichere Hand, daß Ihr Schwager, Hr. Pfr. Schweizer im Hirzel die nemliche Verlaümdung neüerdings herum bietet, u. sich dabey noch Anzüglichkeiten gegen meine Person erlaubt. Mein Glauben an Ihr Gefühl für Recht u. Humanität ist zu fest gegründet, als daß ich im mindesten zweifeln könte, daß Sie nicht mit mir erstaunen werden, daß eine Familie, welche bekantlich vorzügliche Ansprüche auf Frömmigkeit u. Religiosität macht, eine Familie, wovon ich kein Individuum jemals beleidigt habe, u. gegen deren Sohn u. Neffen ich noch vor Kurzem die Pflichten eines getreüen Lehrers in vollem Masse erfüllt zuhaben mir bewußt bin, zu einem solchen Betragen gegen mich u. die Meinigen sich selbst herab würdigen konnte.
Noch diesmal begnüge ich mich, die gemachten Zulagen als eine boshafte Verlaümdung zurük zuweisen. Sollte aber Hr. Pfr. Schweizer Lust haben, den Beweiß zuversuchen, so soll er seinen Mann finden. Ihm dies selbst zusagen, finde ich darum nicht für gut, weil ich mich lange nicht ruhig genug fühlen werde, um gegen ihn den Ton halten zukönen, welcher einem Manne von geseztem Muth u. Ueberlegung, selbst bey einer so unerhörten Kränkung, geziemt.
Ich bitte Sie, Hochzuverehrender Herr! da, wo es nöthig ist, es mit allem Nachdruk zusagen, daß man sich in Zukunft hüte, selbst durch die leisesten Insinuationen den guten Nammen meines Sohns zubetasten, wenn man anders seinen eignen lieb hat.
18 März 1805.
Es mögen ungefehr anderthalb Jahre verfloßen seyn, seitdem ich erfuhr, daß die Dienstmagd ihres Hrn. Bruders,2552
Hans Caspar Gessner (1748-1828), Sohn des Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, verh. 1779 mit Bäbe Hess.schliessen
des Tuchpreßers gewisse infamirende Gerüchte über meinen aeltern Sohn2553Möglicherweise Johann Heinrich Hottinger (1781-1848), der spätere Staatsschreiber; HBLS IV, 297.schliessen
herum biete: er habe, sagt sie, eine Dienstmagd, welche von ihm schwanger sey, mit Schlägen mißhandelt. Mein Sohn, welcher von der Verlaümderin Rechenschaft forderte, u. Statt derselben mit einem Strohm von Schmähungen übergossen ward, glaubte sich bey dem damaligen Praesidenten der Polizey-Commission melden zumüßen, von welcher er die Zusicherung erhielt, daß diese Person zu Rede gestellt, u. ihr die nöthigen Vorstellungen gemacht werden sollen. Heüte nun erfahre ich durch sichere Hand, daß Ihr Schwager, Hr. Pfr. Schweizer im Hirzel die nemliche Verlaümdung neüerdings herum bietet, u. sich dabey noch Anzüglichkeiten gegen meine Person erlaubt. Mein Glauben an Ihr Gefühl für Recht u. Humanität ist zu fest gegründet, als daß ich im mindesten zweifeln könte, daß Sie nicht mit mir erstaunen werden, daß eine Familie, welche bekantlich vorzügliche Ansprüche auf Frömmigkeit u. Religiosität macht, eine Familie, wovon ich kein Individuum jemals beleidigt habe, u. gegen deren Sohn u. Neffen ich noch vor Kurzem die Pflichten eines getreüen Lehrers in vollem Masse erfüllt zuhaben mir bewußt bin, zu einem solchen Betragen gegen mich u. die Meinigen sich selbst herab würdigen konnte.
Noch diesmal begnüge ich mich, die gemachten Zulagen als eine boshafte Verlaümdung zurük zuweisen. Sollte aber Hr. Pfr. Schweizer Lust haben, den Beweiß zuversuchen, so soll er seinen Mann finden. Ihm dies selbst zusagen, finde ich darum nicht für gut, weil ich mich lange nicht ruhig genug fühlen werde, um gegen ihn den Ton halten zukönen, welcher einem Manne von geseztem Muth u. Ueberlegung, selbst bey einer so unerhörten Kränkung, geziemt.
Ich bitte Sie, Hochzuverehrender Herr! da, wo es nöthig ist, es mit allem Nachdruk zusagen, daß man sich in Zukunft hüte, selbst durch die leisesten Insinuationen den guten Nammen meines Sohns zubetasten, wenn man anders seinen eignen lieb hat.
18 März 1805.
Ich bin etc. etc. etc."
III.
Der dritte Brief sey's Georgen Antwort an Hrn. Chorherr Hottinger. "Hochverehrter Herr Chorherr!
In der That sezte mich Ihr diesen Abend erhaltener Brief nicht nur in Erstaunen, sondern erwekte in mir ein Gemisch von Empfindung der Wehmuth u. der Indignation: denn ich hasse u. verabscheüe die Verlaümdung von ganzem Herzen; u. ein elendes aufgreiffen u. herum bieten derselben ist, aufs gelindeste beurtheilt, eine schändliche Schwäche, weil sie das Herz beflekt.
Auf Ehre versichere ich Sie, daß ich weder von jener ersten Verlaümdung u. den durch dieselbe veranlaßten Auftritten nie auch nur eine Silbe gehört habe: u. gerade so weiß ich auch von der lezten kein Wort, die mich /wenn sie wirklich ist/ natürlich noch mehr kränkt, weil sie nicht von einer verächtlichen Dienstmagd herkäme, u. darum empfindlicher ist.
Ich sage nichts zur Entschuldigung: wenn es nicht wäre, so bedarfs Ihrer nicht; sondern nur der Darstellung, daß es wirklich nicht sey – u. wenn es ist, so ist die Entschuldigung immer sehr schwer.
Für das Zutrauen u. die Art, womit Sie mir die Sache sagen, danke ich Ihnen recht herzlich. Seyen Sie sicher, daß ich thun werde, was ich kan. Mit dem ersten Bottentag werde ich an meinen Schwager schreiben, u. drauf dringen, daß er Ihnen, wenn er sich schuldig wisse, durch mich oder ohne mich Satisfaktion gebe: u. bey meinem Bruder werd ich auch nachfragen, aber auf eine Weise, die es verhüten soll, daß nicht eine verlaümerische Klatscherey u. Mägdengewäsch neü aufgeregt werde.
Sie sehen, mein Hochverehrter Hr. Chorherr! daß die Ruhe u. Ehre eines Vaters u. der gute Name eines Jünglings mir nicht gleichgültig sind; u. es würde mich warlich tief kränken, wenn in meiner nächsten Verwandtschaft etwas Sie Beleidigendes sollte verschuldet worden seyn.
18 März 1805.
Ich bin etc. etc. etc."
[116] Das sind nun Briefe! warlich, sie erschütterten mein Innerstes. Ich mogte nachdenken, wie ich wollte, so konnt ich mich schlechterdings nicht erinnern, je ein Wort davon gehört zu haben, daß über Herrn Chorherr Hottingers Sohn so etwas ehrrühriges ausgesprengt worden; u. so giengs auch meinen Lieben u. unsern Kindern; auch ihnen war dies das erste Wort von dieser Sache; u. so haben wir auch von unsern Lieben auf'm Graben nie so etwas vernohmen: wir musstens allso ganz als Verlaümdung meiner ansehen. Und von wem die? Wir wissen keinen Menschen, der zugleich mit uns u. Hrn. Hottingers bekannt ist, als Hägi auf der Harrüti,2554
Hans Rudolf Hägi, Harüti, Stillständer im Hirzel; mit Pfr. Schweizer verfeindet, weil dieser in einer Predigt den in einen Schlaghandel verwickelten Neffen Hägis angeprangert hatte; vgl. Tagebuch vom 16., 20. u. 21.1.1805.schliessen
u. da konnten wir bey seiner izigen Entrüstung über mich nichts anders denken, als er müsse in diesem Hottingerischen Haus über mich geschwäzt haben. Und dann thate mir auch die Furchtsamkeit, mit der unser Georg Herrn Chorherr Hottinger, u. das Mißtrauen, in u. mit dem er mir geschrieben hat, u. in seinem Briefe mich wie einen Schühlerknaben behandelt, der einen Fehler begangen, u. dem der Praezeptor2555Erzieher, Lehrer.schliessen
zuruft: "Höre, bekenne! es ist beßer für dich, du gestehest, als daß du laügnest." u.s.f. Dies Ding trieb mich den ganzen Samstag herum, u. immer mußten wir mit einander davon reden. Ich fand keine Ruhe, bis ich mich des Abends entschloß, so gleich an unsern Georg zuschreiben; ich sammelte mich, um ihm so ruhig u. gesezt zuschreiben wie möglich. Es war folgendes ...
"Lieber!
Auf deinen Brief vom 22 dies[es Monats] u. auf die Beylagen desselben antworte ich dir mit deinen Worten an Hrn. Chorherr Hottinger: 'Ich sage nichts zur Entschuldigung: wenn es nicht wäre, so bedarfs ihrer nicht, sondern nur der Darstellung, daß es wirklich nicht sey.'
Auf meine Ehre u. Gewissen kan u. darf ich dich versichern, daß diese deine Nachricht das allererste Wort ist, das ich höre, daß über den Sohn des Herrn Chorherrn Hottinger etwas ehrrühriges gesagt worden sey. Allso hab ich über diese Sache, die ich nicht wußte, von der kein Laut zu meinen Ohren gekommen, mit Niemandem reden könen: auch haben unsre Geschwister auf'm Graben und ich nie ein Wort hierüber mit einander verloren: ich wüßte bis auf izt nichts von dem, daß vor anderthalb Jahren etwas zwischen ihnen u. Hrn. Chorherr Hottinger vorgefallen.
Warlich, ich bin rein von dem allem; u. es frappirt mich sehr, daß ich nun auch noch von der Stadt her mit Verlaümdungen beleget wird, da ich so viele von meiner Gemeine erdulden mußte. Sollte ich daher das Kränkende u. Weehthuende der Verlaümdungen nicht kennen gelernt haben? u. nun selbst auf Verlaümdungen ausgehen? Ich habe über Herrn Chorherr Hottinger u. über seine Familie nirgends an keinem Ort weder in der Stadt noch auf dem Land ein Wort geredet: das glaube mir! Und, wenn Hr. Chorherr Hottinger Lust hat, mir den Mann zuzeigen, von dem er schreibt, daß er als von sichrer Hand den 18 dies[es Monats] von ihm erfahren habe, daß ich ehrrührige Sachen über seinen Herrn Sohn, oder über seine eigne Person ausstreüe, so beliebe er mir, denselben anzuzeigen: u. dann wird sich die Sache aufheitern u. erlaütern: sie geht mich schlechterdings nichts an, u. ich bin über sie so ruhig, als ich über alle Verlaümdungen, die die Bösen meiner Gemeine über mich ausgesprengt haben, ruhig gewesen bin.
Ich schweige. Denn das weißest du mit mir, daß man über eine gewisse Art Verlaümdungen schweigen mußen2556
Mit herzlichem Gruß an dich u. die deinen
Auf deinen Brief vom 22 dies[es Monats] u. auf die Beylagen desselben antworte ich dir mit deinen Worten an Hrn. Chorherr Hottinger: 'Ich sage nichts zur Entschuldigung: wenn es nicht wäre, so bedarfs ihrer nicht, sondern nur der Darstellung, daß es wirklich nicht sey.'
Auf meine Ehre u. Gewissen kan u. darf ich dich versichern, daß diese deine Nachricht das allererste Wort ist, das ich höre, daß über den Sohn des Herrn Chorherrn Hottinger etwas ehrrühriges gesagt worden sey. Allso hab ich über diese Sache, die ich nicht wußte, von der kein Laut zu meinen Ohren gekommen, mit Niemandem reden könen: auch haben unsre Geschwister auf'm Graben und ich nie ein Wort hierüber mit einander verloren: ich wüßte bis auf izt nichts von dem, daß vor anderthalb Jahren etwas zwischen ihnen u. Hrn. Chorherr Hottinger vorgefallen.
Warlich, ich bin rein von dem allem; u. es frappirt mich sehr, daß ich nun auch noch von der Stadt her mit Verlaümdungen beleget wird, da ich so viele von meiner Gemeine erdulden mußte. Sollte ich daher das Kränkende u. Weehthuende der Verlaümdungen nicht kennen gelernt haben? u. nun selbst auf Verlaümdungen ausgehen? Ich habe über Herrn Chorherr Hottinger u. über seine Familie nirgends an keinem Ort weder in der Stadt noch auf dem Land ein Wort geredet: das glaube mir! Und, wenn Hr. Chorherr Hottinger Lust hat, mir den Mann zuzeigen, von dem er schreibt, daß er als von sichrer Hand den 18 dies[es Monats] von ihm erfahren habe, daß ich ehrrührige Sachen über seinen Herrn Sohn, oder über seine eigne Person ausstreüe, so beliebe er mir, denselben anzuzeigen: u. dann wird sich die Sache aufheitern u. erlaütern: sie geht mich schlechterdings nichts an, u. ich bin über sie so ruhig, als ich über alle Verlaümdungen, die die Bösen meiner Gemeine über mich ausgesprengt haben, ruhig gewesen bin.
Ich schweige. Denn das weißest du mit mir, daß man über eine gewisse Art Verlaümdungen schweigen mußen2556
Verschrieb für: muß.schliessen
. Mit herzlichem Gruß an dich u. die deinen
dein etc. etc. etc."
Diesen Brief mit den von Georg mir überschikten übermachte ich ..
Montag den 25
an unsre Lieben auf'm Graben,2557
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess mit ihren Kindern, nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen-Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard Spyri und Johanna, geb. Heusser über.schliessen
damit sie diese ganze Sache wissen. Die l[iebe] Bäbe schrieb mir dann folgendes zurük ... "Das dacht ich wol, da gestern mein Mann mir sagte, unser l[iebe] Georg habe des Chorh. Hottingers Briefes halben mit ihm geredt, du werdest nicht wißen, was das seye: denn ich habe jene Geschichte so ganz vergeßen, daß ich sie nur nicht mehr so wie sie war, erzählen könnte; u. sie berührte mich so wenig, daß ich, so viel mir im wißen ist, mit keiner Seele davon sprach: was es damal für Schwäzerey war, wird eüre Nette2558
Mich freüte dein freyer unbefangner Brief an Georg über alle Maaßen: will izt gern sehen, wie es weiter komme. Ich glaube, der Satan laufe Tag u. Nacht herum wie ein brülender Löw,2559
Dieser Brief thate mir ordentlich wohl, u. ich freüte mich herzlich darüber. Wahrscheinlich Anna Gessner-Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater u. Anna, geb. Schinz, verh. 1795 mit Hans Georg Gessner.schliessen
eüch sagen; ich mags nicht schreiben, es ist dummes elendes Zeüg. Aber, wer der ist, der dem Chorherr Hottinger sagen kan, du, lieber Schwager! habest sie ihm erzählt; u. mit Zusäzen vermehrt: /denn von dem, daß jene Magd schwanger sey, ward damals nur nicht geredet/ das begreiffen wir nicht. Die l[iebe] Nette wußte sich zuerinnern, daß einmal in Beysein Hägis von Hottingers Haushaltung bey eüch gesprochen ward, wo er – Hägi von der Unordentlichkeit der Frau Chorherrin u. von ihrer Hauslichkeit sprach, u. wo ich auch dazu redte, aber von jener Geschichte nichts sagte, u. wo du, Lieber! nur nicht dabey warest. Ist nun Hägi der Mann, der izt dies als wär er rein, u. hättest du es gesagt, mit Zusäzen vermehrt, Herrn Chorherrn wieder hinterbringt – so wäre das wirklich schreklich, für Hägi schreklich! Mich freüte dein freyer unbefangner Brief an Georg über alle Maaßen: will izt gern sehen, wie es weiter komme. Ich glaube, der Satan laufe Tag u. Nacht herum wie ein brülender Löw,2559
Vgl. 1. Pet. 5,8 .schliessen
u. trage wahre u. falsche Gerüchte u. Geschwäze herum, um gute Menschen verdächtig zumachen: u.s.f."––
