23.3.1804
Zurück zum Register
1 Vorkommen in diesem Eintrag
Eintrag drucken
Freytag den 23
Am Abend dieses Tages erhielten wir folgenden Bericht von unserm Jaque1946
Jakob Gessner d.Ä. (1759-1823), Schweizers Schwager, Sohn des Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, verh. 1803 mit Anna Schulthess; Offizier in holländischen Diensten bis 1795, Oberrichter in Zürich, 1803 Stadtrat, 1805 Statthalter des Bezirks Zürich; vgl. Stammbaum Gessner-Keller, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
...
"Die Verführer u. Verführten fahren noch immer in ihrer Raserey fort, u. treibens je länger je aerger. Hr. Rathshr. Lavater,1947
Diethelm Lavater (1743-1826), Bruder von Johann Caspar Lavater, Apotheker und Arzt; 1792 Mitglied des Rats, 1794-1798 des Geheimen Rats, 1799 der Interimsregierung, 1803 des Grossen und des Kleinen Rats, Sanitätsrat; HBLS IV,636.schliessen
der auf Pfeffikon u. Bauma sollte, konte nicht weiter als bis Uster, wo auch nur ein kleiner Theil huldigte, u. die andern wie unsinnig lermten1948
Der Protest richtete sich dort gegen Pfarrer Bernhard Meyer (1748-1829), der aus Wald vertrieben worden war und in Uster auch nur unter Polizeischutz eingesetzt werden konnte, sowie einen obrigkeitstreuen Gemeindebeamten Felix Manz aus Nänikon; vgl. die Darstellung bei Graber, Zeit des Teilens, 292.schliessen
In Hinwil, wo Vogel1949
David Vogel (1760-1849), von Zürich, Vater des Malers Ludwig Vogel, Zuckerbäcker; Anhänger der Helvetik, 1798 Kantonsrichter, 1801 Kant. Obereinnehmer, 1803-1831 als Vertreter der Demokraten im Kleinen Rat; Emil Brunner, Der Kanton Zürich in der Mediationszeit, 36; HBLS VII, 287.schliessen
u. Walder1950
Johann Jakob Walder (1750-1817), von Wetzikon, Parteigänger der Konservativen; 1799 Mitglied der prov. Regierung, Feb. 1802, 1803-1806 Landvertreter im Kleinen Rat, 1807-1814 Präs. des Bezirksgerichts Uster, 1816 Oberrichter; Emil Brunner, Der Kanton Zürich in der Mediationszeit, 35; HBLS VII, 364.schliessen
waren, giengs noch aerger: Diese Herrn wurden bey 5 Stunden im Wirthshaus eingeschloßen, u. konnten mit genauer Noth u. unverrichteter Sachen noch weg, u. wieder auf Zürich kommen1951
In Hinwil nahmen die Zürcher Abgeordneten mit dem Pfarrer und dörflichen Honoratioren das Mittagsmahl ein, als eine empörte Volksmenge eindrang und die Herren belästigte. Der Zorn soll sich v.a. gegen Walder als ländlichen Renegaten gerichtet haben; vgl. die Darstellungen bei Emil Brunner, Der Kanton Zürich in der Mediationszeit, 65f. u. Graber, Zeit des Teilens, 291f.schliessen
da sie sonst noch auf Wald u. der Enden hätten reisen sollen. Aller Orthen, wo Aufruhr war, waren Horger, u. andre See Sch*1952
Unklare Abkürzung. Dass sich viele Fremde, und nicht nur Seeleute, unter die Protestierenden mischten, wird aus verschiedenen Gemeinden berichtet; vgl. die Dokumente bei Graber, Zeit des Teilens, 296f.schliessen
zugegen, die Feüer bliesen. Jedoch glükte es ihnen nicht in den um die Stadt ligenden Gegenden, welche gestern alle huldigten. Im Außeramt ist alles gut abgelauffen; heüte verreisen die Hrn. ins Neüamt u. Wehnthal, wo man hoft, daß es gut gehen werde. Einer der aergsten Aufwiegler – Widmerli,1953
Wahrscheinlich Wiedmer von Herrliberg, der in den Zürcher Akten als notorisch "schlechtgesinnte Creatur" schon im Zusammenhang mit den Stäfner Unruhen, dann anlässlich der ländlichen Unruhen während der Interimsregierung 1801/02, schliesslich wieder beim Widerstand gegen die Einführung der Mediationsverfassung auftaucht und daher 1804 noch vor dem Ausbruch des Bockenkriegs "vorsorglich arretiert wird"; Graber, Zeit des Teilens, 296f., StAZH, M 2.1, Verbal Processe, Nr. 64.schliessen
der aller Orthen den Teüfel machte, ist in Greiffensee arretirt u. vorgestern hier eingebracht worden.
So stehen nun die Sachen bis heüte: wie es der Landamman1954
Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1760-1832), 1798 Kommandant bei Neuenegg, 1802 kämpfte er gegen die helvetische Regierung, dann Mitglied der Consulta, 1804 und 1810 Landammann, seit 1805 General der schweizerischen Truppen, 1814-1831 Schultheiss von Bern; HBLS VII, 431. Die Zürcher Machthaber hatten sich schon vor der Durchführung der Huldigungsakte der Unterstützung des Landammanns versichert; vgl. Leuthy, Geschichte des Kantons Zürich, I, 300f. (dort Abdruck des Unterstützungsschreibens von Wattenwyls an die Zürcher Regierung); zur Haltung von Wattenwyls: Wilhelm Oechsli, Geschichte der Schweiz im 19. Jahrhundert, I, 485.schliessen
ansieht, u. daß ers als Aufruhr gegen die ganze Eidsgenossenschaft betrachtet, seht ihr aus seiner Proklamation an jene 4 Gemeinen. Heüte wird nun die Avant Garde von Argauer Truppen hier einrüken, der dann mehrere Truppen folgen werden. Dies ist das Nachrichtliche, das ich eüch mittheilen kan; ich enthalte mich aller Bemerkungen darüber, u. hoffe, dieser Aufruhr soll zur Befestigung unsrer Constitution dienen. Das Stadtquartier ist zum Dienst in der Stadt aufgebotten; u. da denkt ihr wol, daß es für den Hrn. Major /d. i. Jaque/ auch was zuschaffen giebt."

 


Zurück zum Register