22.12.1802
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Mittwoch den 22.
Morgens um 8 Uhr begab ich mich zum Reg. Stadthalter, der fand sich aber noch in der Ruh: ich schrieb ihm ein Billet in seiner Wohnstube, daß ich ihm hier meine Verantwortung916
Verteidigung.schliessen
übergebe, mit der Bitte, sie unversaümt auf Bern zu übersenden.
Noch gieng ich beim Graben,917
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess mit ihren Kindern; nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen, geb. Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard Spyri und Johanna, geb. Heusser über.schliessen
vorbey, u. dann zum Kleinod918
Haus am Rennweg 10, das über Generationen im Besitz der Familie Keller vom Steinbock war. Zu jener Zeit wohnte die "Jungfer Tante" Anna Barbara Keller (1735-1810) dort, zusammen mit Dorothea und Jakob (Jaque d.Ä.) Gessner, den zwei Kindern ihrer verstorbenen Schwester Elisabeth Gessner-Keller.schliessen
wo ich mich so gleich reisefertig machte, weil meine Sachen nun einmal wieder in der Stadt beendigt waren. Weil noch vom Geld entlehnen die Rede ward, so offerirte mir die l[iebe] Jgfr. Tante,919
Anna Barbara Keller (1736-1810), jüngste Tochter von Hans Balthasar Keller u. Regula, geb. Landolt, Schwester von Elisabeth Gessner-Keller.schliessen
mit viel Liebe fl 50920
Abk. für Florin = Gulden. 50 Gulden entsprechen etwa dem Jahreseinkommen eines Knechts; Diethelm Schweizers durchschnittliches Bruttoeinkommen als Pfarrer von Hirzel lag etwa bei 500 Gulden jährlich; David Gugerli, Zwischen Pfrund und Predigt, 123f., 294ff.schliessen
worüber ich unaussprechlich froh war. Um 10 Uhr verabscheidete ich mich, u. wandelte auf Bändlikon:921
Bändlikon oder Bendlikon, heute eingemeindetes Dorf am linken Seeufer, das zur politischen sowie zur Kirch- und Schulgemeinde Kilchberg gehört, Wohnort von Anna Margaretha (Grite) Keller und Anna Catharina (Cäther) Nägeli, vorher Brunner, geb. Keller.schliessen
Da las ich während dem ich etwas aß u. trank, die Klageschrift meiner Gegner u. meine Verantwortung, u. bathe sie, heüte dem l[ieben] Wirz922
Hans Heinrich Wirz (1756-1834), Sohn von Hans Konrad Wirz (1726-1794), Pfr. in Kilchberg; verh. mit Anna Füssli, Tochter von Obmann Füssli; ord. 1776, Weiterstudium in Halle 1777-1778, Vikar in Kilchberg (Vertretung des kranken Vaters), 1794-1834 Pfr. in Kilchberg; 1795 Schlichtungsversuch im Stäfner Handel, Freundschaft mit Lavater und enge Beziehung zu Pfr. Schweizer während dessen Hirzler Zeit; Literaturvermittlungstätigkeit; Memorabilien der Zeit; Hauschronik, 60f.; Wernle III, 310ff.; ZhPfrB, 623.schliessen
auch noch sagen zulassen, woran meine Sache sey. Um 12 Uhr sezte ich von da meinen Stab weiter, u. wäre recht frühe heim gekommen, wenn ich nicht an vielen Orthen auf dem Weg aufgehalten worden wäre: gleich wohl vor 4 Uhr war ich im Hirzel in den Armen meiner Innigsten: u. ich trafe keinen Franzosen mehr an – die seyen heüt Morgen frühe von hier abmarschirt: dies mogte ich nun wohl leiden, aber bey ihrer Abreise war doch noch nicht alles in Ordnung gebracht, was durch sie wieder ins Gleiß gebracht werden sollte. Indeß freüten wir uns dessen, daß wir wieder allein bey einander waren: ich hatte den Lieben nun vieles zuerzählen, u. an allem nahmen sie den herzlichsten Antheil. Froh und muntern Gemüthes waren wir diesen ganzen Abend bey einander, u. genossen einander in neüer herzlicher Liebe.

 


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