Ich gieng diesen Vormittag zwischen 9 u. 10 Uhr aus: erst zu Jgfr. Kramer,¹⁷⁰³ dann zu Hrn. Muralt,¹⁷⁰⁴ dann zu der l[ieben] Frau Pfarrer Lavaterin,¹⁷⁰⁵ bey der ich über ein Jahr nie mehr war: sie ist immer die gleiche herzlich Liebende. Von ihr weg galts in Schönenhof,¹⁷⁰⁶ wo unsre Tante Sette¹⁷⁰⁷ mit dem l[ieben] Dödeli¹⁷⁰⁸ logiert war; u. wo nun alle Geschwister von der l[ieben] Braut – der Nannette¹⁷⁰⁹ zum Mittagessen eingeladen waren: es erschienen auch alle: es war ein lieber schöner Kraiß, der aber nur zu kostbar bewirthet wurde.
Bald nach dem Eßen erhielten wir die Nachricht, daß Hr. Pfr. u. Dekan Brennwald¹⁷¹⁰ von Maschwanden Chorherr¹⁷¹¹ geworden für den verstorbnen Hr. Chorherrn u. Verwalter Nüscheler.¹⁷¹² Dies war eine allgemeine Freüde, u. ich besonders aüßerte meine Freüde sehr stark, indem ich sagte – das seye izt auch wieder einmal im alten Styl gewählt: denn ehedem habe man verdiente Landpfarrer auch in die Stadt befürdert: u.s.f. Herr Rathsherr Lavater,¹⁷¹³ soll diese Wahl ammeisten betrieben haben.
Nach dem Abendthee spazierte nun ein Theil von uns nach Hottingen, wo wir ab einigen Baümen Zwetschgen gönten¹⁷¹⁴ u. sonst in dem Gut herum wandelten: nach 6 Uhr begaben wir uns wieder in den Schönenhof, blieben noch eine Weile da, u. verabscheideten uns dann sämtlich. Weil wir noch auf dem Graben vorbey giengen, kamen wir erst mit Anbruch der Nacht zum Kleinod.