20.6.1800
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Den 20.
Aus einem Brief an Barb. Bernet ...
"Sie fragen mich: 'Wie ich die immer wachsenden Missionsanstalten, u. die Nachrichten von denselben aus den andern Welttheilen; wie auch die Erwekungen u. die wachsende Begierde nach der Verkündigung der reinen Lehre Jesu in Engelland u. Holland ansehe? Was ich von der deütschen Gesellschaft444
Von J.A. Urlsberger, Senior der Augsburger Geistlichkeit, angeregte Gesellschaftsgründung, die die Aufklärungstheologie eindämmen sollte. Die Idee wurde im Allgemeinen kühl aufgenommen, fand aber in Basel Widerhall, wo es 1780 zur Gründung einer "Deutschen Gesellschaft edler thätiger Beförderer reiner Lehre und wahrer Geselligkeit" kam, ab 1785 auch "Deutsche Christentumsgesellschaft" oder einfach "Christentumsgesellschaft" genannt. Seit der Verbindung des Basler Ausschusses mit der Direktion der Londoner Missionsgesellschaft 1798 wuchs die Christentumsgesellschaft in die aufbrechende Missionsbewegung hinein; Ernst Staehelin, Die Christentumsgesellschaft in der Zeit von der Erweckung bis zur Gegenwart, 3f. Von dieser Gesellschaft hatte Schweizer schon in ihrem Gründungsjahr 1780 etwas gehört, nämlich in der von Lavater und Hess gegründeten Monatsgesellschaft, in der ein Beitritt der Zürcher diskutiert, aber entschieden abgelehnt wurde. Schweizer rapportiert diese Diskussion, an die er sich hier nicht mehr erinnern kann, in seinem Tagebuch von 1780, 13. u. 27.2. sowie 2.4., Bg. 22,1ff. u. 58,1f. (Ms Z V 607); vgl. auch im Begleitbuch zur CD das Kap. II, darin: "Auf der Suche nach religiöser Gemeinschaft".schliessen
halte? Was ich von dem allem erwarte u. wie ich es mit unsrer Bibel verbinde?'
Hierüber, m[eine] L[iebe]! schreibe ich Ihnen recht gerne viel, wenn ich mit diesen Sachen nur mehr bekannt wäre: ich kenne sie nirgend anders her, als aus der Basler Sammlung445
Seit 1783 gab die Christentumsgesellschaft eine Zeitschrift heraus, die seit der Umbenennung der Gesellschaft 1785 "Sammlungen für Liebhaber christlicher Wahrheit und Gottseligkeit" hiess und bis 1912 erschien; Ernst Staehelin, Die Christentumsgesellschaft in der Zeit von der Erweckung bis zur Gegenwart, 5.schliessen
vom vorigen Jahr: von diesem Jahr hab ich noch kein Stük derselben gelesen: u. dann hab' ich in Jungs Sieggeschichte des Herrn446
Heinrich Jung-Stilling, Sieggeschichte der christlichen Religion, in einer gemeinnüzigen Erklärung der Offenbarung des Johannis, Nürnberg 1799.schliessen
gesehen, daß dieser l[iebe] Mann sehr viel aus diesen Missionsanstalten447
Vgl. auch Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte. Vollständige Ausgabe, hg. von Gustav Adolf Benrath, Darmstadt 1976, 515; dort sieht Jung in der Herrnhuter Brüdergemeine und in der "Erweckung in England, welche die merkwürdige neue und grosse Missionsanstalt zur Folge hat", etwas abweichend von Schweizer wichtige "Anstalten" "zur vorbereitenden Gründung des Reichs Gottes".schliessen
macht, u. sie zur Erfüllung des Wortes Jesu rechnet: 'Es wird das Evangelium des Reichs auf dem ganzen bewohnten Erdboden allen Völkern gepredigt werden zu einer Zeugniß: u. dann wird das Ende kommen.'448
Mat. 24,14.schliessen

Von der deütschen Gesellschaft weiß ich noch weniger; ist's vielleicht die, an welche die Basler Freunde sich anschliessen? Ich habe keine Gelegenheit, diese Nachrichtschriften zum Lesen zu bekommen, u. sie selbst zu kaufen, dazu bin ich zu arm.
Ueberhaupt, m[eine] Th[eüre]! dünkt mich könen wir uns über diese Anstalten, das Evangelium u. das Christenthum auszubreiten, freüen u. erwarten, daß sie dem Antichristenthum, das eben auch immer dreister u. unverhohlener gepredigt wird, ordentlich die Spize halten werden. Es ist auch sehr lobenswerth an allen diesen Predigern u. Verkündigern des Evangeliums, daß sie die Hauptlehren deßelben von unserm natürlichen Verderben u. von unsrer Erlösung durch Christum ohne alles Verdienst unsrer guten Werken vorzüglich treiben, u. den Menschen beyzubringen suchen: aber, es will mich immer bedünken, daß dies nicht das Einzige sey, das man dem daher ströhmenden Antichristenthum entgegen zusezen habe: die wahre Schriftlehre – 'daß Jesus Christus der einzige Menschengott, der einzige Menschenherr, Menschenkönig u. Menschenrichter sey'449
Die Herkunft des Zitats ist unklar. Die einzelnen Ausdrücke sind zeittypisch; im Kontext und in ihrer Zusammenstellung deuten sie auf ein pietistisches Christusbild.schliessen
– muß hierbey besonders fürgezogen u. im möglichsten Schriftlicht vorgetragen werden, um so mehr, da der Antichrist all das seyn will, u. sich eben damit der ganzen Menschheit aufdringen wird. Diese Schriftlehre von Jesus Christus scheinen mir jene guten lieben Verkündiger u. Ausbreiter des Christenthums noch nicht ganz zu faßen; u. damit scheinen sie mir noch einen wesentlichen Mangel an ihrer wahren schriftmässigen Erkenntniß Jesu Christi zuhaben."
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