18.3.–20.3.1805
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Montag den 18
Kame die l[iebe] Lisette Lavater2532
Anna Elisabetha Lavater (geb. 1772), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel.schliessen
zu uns, u. bliebe bis Mittwoch Nachmittag den 20 bey uns: sie war außerordentlich frey u. offen gegen uns, besonders über ihre Schwester Nannette,2533
Anna Lavater (geb. 1780), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel.schliessen
u. über die Heürathsanträge, die schon an diese ihre Schwester gethan worden, die sie aber habe abweisen müßen. Sie für sich, sagte Lisette, sey entschlossen, nicht zurathen,2534
Verschrieb für: zuheürathen.schliessen
aber da lige es ihr am Herzen, daß ihre Schwester einen jungen Menschen finden möchte, der für sie ganz paße u. ihrer Familie anstehe: einen Kaufmann oder Landpfarrer heürathe sie nicht: aber ein Profeßionist von edlerer Art wär ihr herzlich willkomm: u.s.f. so oft wir allein bey einander waren, so fieng sie von dieser Angelegenheit mit uns zureden an.
Dies machte uns ernst nachdenkend, u. besonders mich, in dem's mir schon so oft aufgefallen – unser l[iebe] Neveu Caspar Gesner2535
Kaspar Gessner (1780-1812), Sohn des Hans Caspar Gessner und der Bäbe, geb. Hess, und älterer Bruder von Jakob, Tapezierer.schliessen
könnte mit der l[ieben] Nannette Lavater glüklich werden. Ich redte hierüber mit der l[ieben] Mamma2536
Anna (Nette) Schweizer, geb. Gessner (1757-1836), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, verh. 1785 mit Diethelm Schweizer; vgl. Hauschronik, 30, 32-34, 91, 139f.schliessen
u. Tante,2537
Elisabeth (Sette) Gessner (1755-1831), Schweizers Schwägerin, Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, lebte seit der Heirat Schweizers mit Anna Gessner 1785 in deren Haushalt, vgl. Hauschronik 33, 91.schliessen
u. beyden fiels auf, es könnte, da die l[iebe] Lisette so ganz von sich selbst ohn all unser Suchen, von dieser Sache mit uns rede, ein Wink vom Herrn seyn, daß wir ihr etwas von diesem unserm Neveu sagen: wir entschloßen uns hierauf, noch mit der l[ieben] Lisette vor ihrer Abreise von uns zureden: dies geschah Mittwoch Vormittag, da wir zwischen 10 u. 11 Uhr mit einander auf dem Bänkli saßen. Ich fieng an –
Es freüe uns in der Seele, daß sie so frey u. offen mit uns über die Verheürathung ihrer Schwester rede: wir gedenken izt auch ein eben so ofnes u. freyes Wort mit ihr zureden, das zwar auch ganz nur unter uns geredet seyn soll. Wir glauben nemlich einen Jüngling zukennen, der ihre Schwester glüklich machen könnte: er seye von gutem moralischem Charakter, mit ihr gleichen Alters, habe so viel als 3 ehrenhafte Berufe, stehe in einer beliebten u. angesehenen Verwandtschaft, sey muntern u. frohen Humors, ein feüriger Vaterlandsfreünd aber noch nicht tief religios: u.s.f.
Ob ich ihn nennen solle? Oh ja! sagte sie froh lächelnd, u. mit den gespanntesten Ohren. Es ist – unser Neveü, der Caspar Gesner auf'm Graben! Herr Jesus, rief sie aus, u. griff nach unsern Händen, u. drükte sie uns fest – ja, daß ist gewiß der Mensch, der meine Schwester glüklich machen kan. Oh wie dank ich ihnen für ihre Sorge für uns! Aber denken sie, daß sie ihm ihre Hand geben werde? Oh gewiß, so gewiß, als ich ihnen hier die meine gebe! Aber ihre Aeltern? oh da könen sie sicher ihrer Einwilligung seyn: denn eben so ein Haus wie das Gesnerische haben sie für die Nannette immer im Aug: oh wie werden sie sich freüen, wenn ich ihnen ein Wort hievon sagen darf. Izt noch nicht, erwiederten wir, wir müßen zuerst nachfragen, ob unser Neveü noch ganz frey sey: u. dann wollen wir ihr die Antwort sagen. Noch blieben wir eine Weile froh bey einander sizen, u. enthüllten der Lieben den Charakter unsers Neveüs noch näher, u. sie uns den Charakter ihrer Schwester, wo viele Uebereinstimmung heraus kam. Die ganze Seele der l[ieben] Lisette war über das Mittageßen voll von dieser Sache; oft blikte sie mich dankend u. segnend an.
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